Der Brand eines Wohnblocks sorgt in Salzburg für Gesprächsstoff: Ob die Holzriegelbauweise den Brand des Gebäudes begünstigt hat, ist jetzt ein Streitpunkt unter Experten.

Harte Vorwürfe gegen die Holzbauweise in Salzburg: Dass ein Zigarettenstummel in einem Plastikkübel am Balkon im zweiten Stock binnen 15 Minuten einen Vollbrand des Dachstuhls ausgelöst haben soll, habe ihn sehr überrascht, sagte der Brandsachverständige Walter Kittl nach dem verheerenden Brand des Wohnhauses in der Salzburger Stabauergasse  am Dienstag der Nachrichtenagentur APA. Er möchte nun prüfen, ob bei der Errichtung des Holzriegelbaus alle gesetzlichen Bauvorschriften eingehalten wurden. 

„Ein Balkonbrand ist für die Feuerwehr normalerweise eine Sache von fünf Minuten“, meinte Kittl. Dass daraus schlagartig ein Großbrand entstehen konnte, „hat mit der Leichtbauweise zu tun. Die Feuerwehr war machtlos“, behauptet er. Die oberste Geschoßdecke zum Dachstuhl war nicht aus Beton, sondern bestand aus mit Gipskartonplatten verkleideten Holzplatten. Der rund 40 Meter lange, unbegehbare Dachstuhl wies keine Brandabschnitte auf. „Dadurch konnte sich das Feuer rasch ausbreiten“, erklärte Kittl. „Das brennende Material ist durch Zwischenwände ins Erdgeschoß und bis in den Keller gefallen. Normalerweise müsste hier eine Abschottung erfolgen.“ Die Schächte in den Geschoßflächen waren nicht ausgeschäumt.

Gegen diese Vorwürfe hat nun Richard Rothböck, Bundesinnungsmeister für Holzbau Stellung bezogen. In einem Interview mit den Salzburger Nachrichten empört er sich über die Vorwürfe gegen die Holzbauweise und übt indirekt auch Kritik an den Maßnahmen der Feuerwehr: „Das ist eine Verunglimpfung des Holzriegelbaus. Der Dachstuhl ist bei einem Betonbau auch aus Holz. Wenn der zu brennen anfängt, brennt er auch. In diesem Fall war das Dach hinterlüftet und die Feuerwehr hat es oben aufgemacht. Da gibt es eine Sogwirkung. Das Haus selbst muss nicht wegen des Brandes abgerissen werden, sondern wegen des Wasserschadens. Es muss die Frage erlaubt sein, ob die Feuerwehr alles richtig gemacht hat, so Rothböck.

Für Feuerwehr-Kommandant Eduard Schnöll ist diese Kritik völlig haltlos: „Wir haben das Dach aufmachen müssen, um die Brandausbreitung zu stoppen und das Feuer oben heraus zu bringen“, argumentiert der Kommandant. Auch in puncto Löschwasser sei der Salzburger Berufsfeuerwehr nichts vorzuwerfen: “Wir haben den Wasserschaden so gering wie möglich gehalten. Als der Dachbrand gelöscht war, bin ich ins Haus hinein. Die Wohnungen waren völlig O.K. Aber leider hat die Isolierung den Brand ganz wo anders hin verfrachtet, bis in die Tiefgarage. Ich kann nicht ein Haus stehen lassen, wo es weiter brennt. Wir mussten die Außenhaut aufmachen und nachlöschen. Das war dann zu viel für das Haus. Deshalb ist es jetzt eine Brandruine.“

Auch die "proHolz Salzburg" wehrt sich gegen Pauschalurteile wegen der Holzbauweise. Es könne nicht sein, dass bereits während eines Brandgeschehens oder unmittelbar danach ohne fundierte Erhebungen negative Aussagen bezüglich der Konstruktion getroffen werden, so „proHolz Salzburg“ in einer Aussendung. Der Verband Österreichischer Beton und Fertigteilwerke (VÖB) veranstaltet am Dienstag in Wien trotzdem ein Pressegespräch zum Thema Brandschutz im Holzbau, für das die Salzburger Vorkommnisse der Aufhänger sind.

Bei dem Brand wurde niemand verletzt und die Standsicherheit des Gebäudes war zu keiner Zeit gefährdet. Sämtliche Wandelemente und somit auch die Holzriegelkonstruktionen sind in ihrer tragenden Struktur nach wie vor voll funktionsfähig und haben damit das Erfordernis von F90 (Brandwiderstandsdauer 90 Minuten) voll erfüllt.

Quelle: Interview Rothböck; Interview Schnöll
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