Die einen halten es für ein „weltweit anerkanntes Zukunftsobjekt“, die anderen bezeichnen es als „größenwahnsinniges Pleiteprojekt“. Der Bau des größten Holzturms der Welt auf dem Pyramidenkogel in Keutschach vergiftet die Atmosphäre in einer kleinen Kärntner Gemeinde – ein Update.
Im Zentrum des Konflikts steht der Körtschacher Bürgermeister Gerhard Oleschko (FP). Er hatte sich schon vor den Landtagswahlen 2009 für das Holzturmprojekt stark gemacht und wurde dafür belohnt: Er regiert seither mit absoluter Mehrheit.

Kosten soll das Prestigeprojekt die Keutschacher etwa 10 Millionen Euro, 3,5 Millionen davon soll das Land als Zuschuss übernehmen. Offen bleibt, ob die Gemeinde den Schuldendienst für die 6,5 Millionen Euro stemmen kann, die sie für den Bau von Banken (4 Mio.) und der Kärntner Tourismusholding (2,5 Mio.) wird aufnehmen müssen.

Bürgermeister Oleschko glaubt, dass sein Finanzierungsplan funktionieren wird: "Die Betreiber- zahlt der Errichtergesellschaft jährlich 430.000 Euro aus den Einnahmen. Diese bedient vorrangig die Bank. Der Kredit ist in 15 Jahren abbezahlt. Sollten sich die Zinsen günstig entwickeln und wir der Bank weniger zahlen müssen, erhält die KTH das Geld. Da beträgt die Laufzeit je nach Zinsen 17 bis 25 Jahre."

Einnahmen erhofft sich die Gemeinde von jährlich rund 100.000 Besuchern, die für den Blick über den See bezahlen sollen. Außerdem ist im unteren Teil des Bauwerks ein Restaurant und oben auf dem Turm ein Café geplant. Es soll eine 66 Meter hohe Rutschbahn geben und an einer Station auf der Treppe kann man sich nach Fertigstellung vielleicht Pulsmesser leihen, um die eigene Fitness zu testen. Sogar Rad- und Wanderkarte für das Gebiet um den Pyramidenkogel wurden schon erstellt.

Trotz fortgeschrittener Planung bei Bau und Nutzungskonzepten regt sich aber Widerstand: Die Frage, warum  die Gemeinde in Errichter- und Betreibergesellschaft nur 49 Prozent hält, obwohl sie das komplette Risiko trägt, beantwort Oleschko nur ausweichend: "Das ist so konzipiert und auch von der Landesregierung so beschlossen worden, dass es für die Gemeinde am besten ist. Ohne uns kann nichts entschieden werden, weil man dafür eine Zweidrittel- oder Dreiviertel-Mehrheit braucht", so der Gemeindepolitiker.

Den Vorwurf der Begünstigung von einigen Unternehmen beim Bau, der außerdem aufgetaucht ist, will sich Oleschko nicht machen lassen: "Einige Firmen haben Interesse angemeldet und wollen informiert werden, wenn es so weit ist." Ansonsten werde in knapp 20 Einzelgewerken ausgeschrieben. Kärntner Firmen aus den Bereichen Holzbau, Stahlbau und Haustechnik könnten sich also völlig frei bewerben, so Oleschko. 

Weitere Information: www.v-i-b.at

Bild: Klaura & Kaden Architekten
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