Kommentar von Herwig Ronacher
Architekten Ronacher ZT GmbH

Mehrere Jahre arbeitete das Architekturbüro Ronacher an dem Hotel Feuerberg. Nach dem Infinity Pool, welcher im Jahr 2017 entstanden ist, stand als nächste größere Bauaufgabe für Architekt Herwig Ronacher ein geräumiger Indoor-Pool mit Schwerpunkt Kinderbad zur Diskussion.

Im Jahr 2019 wurde das Schwimmbad mit der Kuppelkonstruktion fertig gestellt. Foto: Martin Hofmann

Zentrales Gestaltungselement dieser Baustufe am Feuerberg war das ellipsenförmige Schwimmbad, mit einer eingeschriebenen, kreisförmigen Kuppelkonstruktion aus Holz. Gemeinsam mit der Therapie-Anlage wurde in dieser Baustufe die große Geste der geschwungenen Hofbildung des Feuerbergs erweitert und zu einem Abschluss gebracht. Das Schwimmbad steht am Rand des gewidmeten Areals, die elliptische Form wurde unter anderem dadurch gewählt, um das verbleibende Areal mit einer überzeugenden und dennoch sparsamen Grundrissform zu nutzen. 

Die statische und gestalterische Bewältigung der über 16 Meter frei zu spannenden Kuppel erfolgte durch ein Polygon mit 12 Säulen im Umkreis. Für die Gestaltgebung der Oberfläche war letztlich maßgeblich, dass wir während der Entwurfsphase im Iran weilten – und beeindruckt von den Kuppelbauten der orientalischen Bautradition – das Prinzip der dreieckigen Konstruktionsflächen in eine moderne Holzbauweise übertragen wollten.

Holzkuppel nach Fertigstellung Mountain Resort Feuerberg. Foto: Martin Hofmann

Da wir im Laufe der letzten Jahre bereits drei Kuppelbauten im konstruktiven Holzbau für Schwimmbäder ausgeführt haben, von denen zwei (Hotel Daberer und Larimar) eine ähnliche Holzkonstruktion mit jeweils 12 gebogenen, radial angeordneten Doppelleimbindern aufweisen, sowie die „bionische“ Holzkuppel des Kärntnerhofes in Heiligenblut wollten wir diesmal neue Wege gehen und haben daher im Vorfeld eine Reihe unterschiedlicher Primärkonstruktionen für die Überspannung überlegt bzw. ausgearbeitet.

Dabei sind bei Hallenbädern mit Holzkonstruktionen viele Aspekte zu berücksichtigen, welche letztlich insgesamt zu einer optimierten Lösung zusammen zu führen sind - vor allem:

  1. Ästhetik, architektonische Wirkung
  2. Kostengünstige Primär- und Sekundärkonstruktion
  3. Berücksichtigung der erforderlichen Installationen, vor allem der Lüftungsführung zur Kuppel
  4. Möglichst keine Stahlteile im Sichtbarbereich (Kuriosum: wir schützen in Hallenbäder den Stahl nicht nur aus brandschutzgründen mit Holz sondern auch wegen der Belastung des Chlor- oder Solegehaltes in der Luft durch das Badewasser)
  5. Bewältigung der Akustik durch schallabsorbierende Maßnahmen auf der Unterseite
  6. Einfache Montage, extrem kurze Bauzeiten in der Hotellerie

Innerhalb des Planungsprozesses wurden auch Flächentragwerke untersucht, welche die gesamte Oberfläche der Kuppel in Dreiecke auflösen und haben einige Varianten mit Prof. Dr. Ch. Robeller bzw. mit der Firma DTC (Digital Timber Construction) und in Zusammenarbeit mit der Firma X-fix erarbeitet (siehe Abb. li. ). Dies alternativ zu einer Mischung aus Fünf- und Sechseckflächen aus Brettsperrholz (wie in diesem System der Firma DTC im Original vorgesehen) 

li.: Adaption des DTC-Modell von Fünf- und Sechseckflächen auf Dreiecksflächen. re.: Holzkuppel mit Fünf- und Sechsecken nach Prof. Dr. Christopher Robeller 
 

Letztlich erwies sich aber das System mit 12 gekrümmten, radial verlaufenden Primärträgern und entsprechenden Sekundärkonstruktionen als wirtschaftlichste Art der Herstellung. Die im statischen Konzept erforderlichen Diagonal-Stähle, welche die Trapezflächen zu Dreiecken schließen (statisches System berechnet von DI Markus Lackner), stimmten jedoch  mit dem Fugenbild der Akustikpaneele an der Unterseite überein, sodass letztlich die ursprünglich gewünschte Gliederung der Kuppel in Dreieckflächen umgesetzt wurde.

Primärkonstruktion der Holzkuppel Mountain Resort Feuerberg – Konstruktionszeichnung nach DI Markus Lackner

 Alle Dreiecksflächen unterhalb der Holzkonstruktion, dienen sowohl als Akustikpaneele für das optimale Raumakustik als auch als Vorsatzschalen der Lüftungs- und Elektroleitungen. Diese konnten durch vollständige Vorfertigung im Werk der Zimmerei Holzbau Pichler innerhalb von nur zwei Tagen montiert werden. Die gesamte Kuppelkonstruktion benötigte dadurch lediglich eine Bauzeit von einer Woche.Um die architektonische Wirkung der Kuppel noch zu verstärken, wurden die Flächen zwischen Kreis und Ellipse, welche ebenso als reine Holzkonstruktion gebaut wurden, mit dunklen Barrisoldecken bekleidet.

Die ökologischen Vorzüge des Baustoffs Holz sind unbestritten. Baubiologie, Statik, die Raumakustik und die Kosten sprechen für die Verwendung dieses natürlichen Baustoffs. Um aber die Gefahr von Bauschäden zu minimieren, kommt der fachgerechten Anwendung des Baustoffes Holz in Schwimmbädern, sowohl für Wand- als auch für Dachaufbauten eine große Bedeutung zu. Es ist klar zu unterscheiden, ob Holz „vor“ oder „nach“ der Dampfsperre zur Anwendung gelangt.

Bei allen hier gezeigten Projekten ( Hotel Daberer, Larimar und Kärntnerhof sowie der zuletzt realisierten Schwimmhalle des Mountain Resort Feuerberg) kamen im Schwimmbadbereich ausschließlich Aufdachdämmungen zum Einsatz, bei welchen sich oberhalb der Dampfsperre, also zwischen Dampfsperre und Dachabdichtung keine Holzbauteile befanden. Durchdringungen von Holzbauteilen nach außen sollten tunlichst vermieden werden, da dies eine luftdichte Ausbildung in der Praxis kaum zulässt.

Biohotel Daberer: 

  • Kreis- bzw. Kuppelform der Schwimmhalle – Durchmesser ca. 18 m
  • Ebenerdiger Baukörper weitgehend ins Gelände integriert
  • Belichtung lediglich über die Südfront bzw. über eine Dachkuppel
  • Lüftungsführung jeweils zwischen den paarweise radial verlaufenden, gebogenen Rundholzträgern 

Hotel Larimar:

  • Weiterentwicklung der Holzkuppel für das Hotel Larimar
  • Kreis- bzw. Kuppelform der zweigeschoßigen Schwimmhalle – Durchmesser ca. 22 m
  • Baukörper weitgehend ins Gelände integriert
  • Belichtung lediglich über die Südfront 

Schwimmbad „Kärntnerhof“:

Als Vorbild dient eine 12-blättrige Blüte. 

Entwurfskriterien: 

  • polygonales Holzfaltwerk der Schwimmhalle 
  • ebenerdiger Baukörper 
  • Belichtung lediglich über die Südfront bzw. über eine Dachkuppel 

Weitergehende, umfassende Informationen zum Thema Schwimmbäder und Holzkonstruktionen sind dem Endbericht des Forschungsauftrages „Energie Effiziente Schwimmbäder“ von Herwig Ronacher unter folgendem Link zu entnehmen.

 

Seit mehreren Jahren arbeitet das Team um Herwig Ronacher am Hotel Feuerberg. Foto: Martin Hofmann

 

Herwig Ronacher

Herwig Ronacher

Architekten Ronacher ZT GmbH

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite benutzerfreundlicher zu gestalten. Wenn Sie diese Webseite nutzen, akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies.