Winzige Holzhäuser sind eine Geschäftsidee mit viel Phantasie. Doch noch sind es mehr Ideen und Planungen, umgesetzte Objekte finden sich eher selten.

Serie: Tiny-Houses

Kleinsthäuser sind stark nachgefragt. Welche Aspekte bestimmen den Markt?


K33 Modul
33 Quadratmeter made by Kaufmann – ein Prototyp sucht den Markt. Foto: Kaufmann

Small is beautiful. Doch tiny, also winzig, ist noch beautifuller. So denken jedenfalls viele Tüftler, Startupper und Entrepreneurinnen, die auf einen Zug aufspringen möchten, der noch gar nicht richtig losgefahren ist. Nur die Richtung ist bekannt: Bauen wir und bewohnen wir doch Häuser, die auf extrem kleinen Platz Raum für Wohnen und leben bieten!

Almwagen außen klein
Der „Wohnwagon“ ist ein fast schon arrivierter Vertreter der Spezies – und wird bereits in Kleinserie gebaut. Foto: Wohnwagon

Bett, Dusche & Internet genügen
„Was braucht der moderne Mensch zum Wohnen“ fragte der Noch-Angestellter eines Holzwerkstoff-Herstellers Ihren Berichterstatter kürzlich. Anlässlich des Forum Holzbaus in Innsbruck. Seine Antwort lautete: „Ein vernünftiges Bett, eine Dusche – und Internet!". Die Bemerkung, dass man ja wohl auch eine kleine Küche benötige, wurde gelassen pariert: Die jungen Menschen heutzutage kochen zwar gerne, aber eben in Gemeinschaft außer Haus. Also in größeren, gemeinschaftlich nutzbaren Küchen, bei Kochevents oder Kursen. Der junge Mann ist eben Noch-Angestellter, weil er drauf und dran ist, der Tiny-House-Bewegung einen eigenen Schwung zu verleihen, kurz, er möchte sich als  TH-Produzent selbständig machen. So wie es bereits vor Jahren in Gutenstein (NÖ) das Team praktiziert, das den „Wohnwagon“ herstellt. Immerhin sind die Kapazitäten der kleinen Truppe auf fast zwei Dutzend Wagons pro Jahr angestiegen.

Keine Zahlen verfügbar
Es gibt derzeit keinerlei offizielle Zahlen, wieviele Holzhäuser in Deutschland, Österreich oder der Schweiz als Minihäuser mit Wohnungsgrößen von 20 bis 35 Quadratmetern bereits errichtet worden sind. Aber eine erste Abschätzung und Umfrage ergibt, dass mehr als zwei Dutzend Unternehmen in Deutschland und auch sicherlich an die zehn in Österreich ernsthaft die Produktion aufgenommen haben.

33 Quadratmeter, stapelbar
Doch „ernsthaft“ ist ein dehnbarer Begriff: Viele Holzbauer versuchen erste Schritte und haben Prototypen im Programm. Wie zum Beispiel Kaufmann Zwei aus Reuthe/Vorarlberg. Die zeigten auf der Bregenzerwälder Handwerksausstellung 2018 ihr „K33 Micro-Living“ – und verzeichneten riesiges Publikumsinteresse. Das Micro-Apartment bietet auf 33 m² viele Funktionen zum Wohnen oder Arbeiten. Es wird in der Produktionshalle vorgefertigt und komplett mit Möbel und allen elektrischen und sanitären Einrichtungen ausgestattet geliefert. Mit dem Tieflader wird es zum Aufstellungsort transportiert und auf das bauseitige Fundament gesetzt, an Wasser und Strom angeschlossen und ist sofort bewohnbar. GF Matthias Kaufmann: „Das ist für uns einmal ein Anfang. Ob es ein Geschäft wird werden wir sehen.“ Immerhin: K33 Micro-Living gibt es entweder als autarkes Einzelmodul, als Anbau-Einzelmodul oder sogar als kleine Wohnanlage. Man kann es stapeln, drei bis vier Geschosse sind kein Problem, höher wird es nur wegen das Brandschutzes etwas komplizierter.

160.000 Euro, schlüsselfertig
160.000 Euro netto kostet so ein K33 als Einzelhäuschen. Die Heizung kommt noch dazu, ebenso die Kosten für Grundstück, Fundament und das Graben von Wasser-, Kanal und Strom-Leitungen. Verständlich, dass viele Neugierige dann schnell vom Glauben abfallen. Dafür bekommen sie ein schlüsselfertig eingerichtetes Haus, vollwertig mit bis zu 26-Zentimeter dicker Dämmung. Dünnwandige Boxen, die eher an Camping-Häuser erinnern, sind damit nicht vergleichbar.

Kurzes Vergnügen um 20.000 Euro
Euro Das sieht auch Josef Liebl so, der in Deutschland, im bayerisch-schwäbischen Landkreis Günzberg, bisher sieben Tiny Houses errichtet hat, weitere sieben sollen folgen. Es ist ein gefördertes Pilotprojekt für betreutes Wohnen im Rahmen einer Stiftung. Liebl erklärte in einem Interview für Focus online, dass er mit Häusern um 20.000 Euro nichts anfangen könne: „Das ist aus unserer Sicht ein kurzfristiges Vergnügen“. Und eben alles andere als langlebig. Die Vollholz-Konstruktionen in Günzberg kosten 75.000 Euro – und dabei haben die Bauherren die Siedlung in Eigenregie gebaut (ein Bauhof gehört den Betreibern).

Es werden sich also die Qualitätsstufen erst noch ausdifferenzieren müssen. Dazu braucht es Erfahrungungen und einen gewissen Markt. In Vorarlberg ist jedenfalls laut Matthias Kaufmann noch kein Tiny House gebaut worden. Geplant schon.

(hst)

K33 Modul bei Kaufmann Zwei

Bericht auf Focus Online

 

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