Neue Blicke auf Graz gibt das Kulturjahr 2020 mit vielen (Kunst-)Projekten und Events verteilt über das gesamte Jahr. Mit dabei: ein Holzkubus am Schlossberg sowie die Installation eines temporären Ortskerns mit Holzpavillons.

Eine Stunde verbringen die Beobachter_innen in dem Holzkubus und sehen die Stadt entweder aufwachen oder müde werden. Foto: La Strada Graz / Martin Hauer

Wie sieht die Stadt von oben in der Morgendämmerung aus, wie, wenn die Sonne untergeht? Mit dem Projekt „The Graz Vigil“ schuf das La Strada Festival Graz zusammen mit der belgisch-australischen Choreografin Joanne Leighton einen Ort, an dem das und noch mehr beobachtet werden kann: In einem temporären Holzkubus am Grazer Schlossberg halten zwei Personen pro Tag je für eine Stunde zu Sonnenauf- und Sonnenuntergang „Wache“ und schreiben im Anschluss ihre Gedanken nieder. 732 Bewohner_innen von Graz haben die Möglichkeit bei der speziell choreografierten und von Betreuer_innen begleiteten Morgen- oder Abendwache mitzumachen. Das La Strada Projekt ist in diesem Jahr das erste realisierte Projekt des Grazer Kulturjahres 2020.

Ausgefallene Holz-Architektur

Der Entwurf des Holzpavillons, der speziell für das Projekt gestaltet wurde und von dem aus über die Stadt geblickt werden kann, stammt vom Pariser Architektur-Duo Tovo+Jamil in Zusammenarbeit mit dem Grazer Architekten Alexander Krischner und der Architekturfakultät der Technischen Universität Graz. Standort ist der äußerste Teil der Bürgerbastei unter dem Uhrturm, von dem ein weitreichender Blick über Graz möglich ist. Das Ganzjahresprojekt soll den Grazer_innen die Gelegenheit geben, ihre Stadt neu und aus einer anderen Perspektive zu entdecken.

Temporärer Dorfkern aus Holzhäusern

Dieser Ansatz zieht sich auch durch die anderen 94 Projekte des Kulturjahres 2020 in Graz, die sich mit Umwelt, Klima, Sozialem Miteinander, Digitalisierung sowie urbaner Zukunft auseinandersetzen. Das La Strada Festival ist mit drei über das Jahr verteilten Projekten im Programm des Kulturjahres vertreten: Neben „The Graz Vigil“ gibt es beispielsweise die interaktive Installation „Das Dorf“ im entstehenden Grazer Stadtteil Reininghaus zu erleben. Dort soll sozusagen in die Zukunft geblickt und ein möglicher, belebter Dorfkern realisiert werden. Die griechische Künstlerin Danae Theodoridou entwickelte dazu unter dem Titel „What If ...?“ ein für vier Wochen bestehendes Kreativzentrum im denkmalgeschützten Gebäude der Tennenmälzerei. Dieses „Dorf“ wird ebenfalls in Kooperation mit der TU Graz sowie nach einem Modell von Alexander Krischner aus mehreren offenen Holzbaukörpern bestehen und im Sommer 2020 seine Pforten für alle öffnen.

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Die historische und denkmalgeschützte Tennenmälzerei in Graz Reininghaus wird seit 2016 vom La Strada Festival für Kunst- und Kulturprojekte genutzt – im Sommer soll dort ein temporärer Dorfkern entstehen. Das Mauerwerk ziert zurzeit ein Kunstwerk von Matthias Jäger und Bernhard Wolf. Foto: Alexander Krischner

Mini-Wälder erforschen

Auch einige andere Projekte und Events des Kulturjahres 2020 beschäftigen sich mit Holz, Wald und Landschaft. „Homeostasis“ etwa (Laufzeit: Februar, April bis September) konzentriert sich auf vergessene Orte an den Rändern von Graz, genauer gesagt auf kleine Wälder, die durch Autobahnen durchschnitten werden. Dabei werden die Besonderheiten dieser Mikroökosysteme untersucht und künstlerische Antworten darauf gegeben. Konzipiert und verwirklicht wird das Projekt vom Dai-ly Rhythms Collective in Kooperation mit Openlab Reininghaus, Studio Magic sowie Gästen insbesondere aus dem Globalen Süden.

Die offizielle Eröffnung des Grazer Kulturjahres 2020 findet am 23. Jänner statt – der Holzkubus am Schlossberg wacht bereits seit Anfang des Jahres über der Stadt. (sis)

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