Energieeffizient und zugleich formschön, diesen Spagat zu schaffen war das Ziel der Architektin Marina Rubin bei der Planung ihres Eigenheims. Und so hat sie in Seeham ein Solarhaus realisiert, das regionale Traditionen und modernste Baukonzepte in sich vereint.

In Seeham in Salzburg gestattet die teils starke Hang­lage der Grundstücke einen herrlichen Blick über den Obertrumer See und das Salzburger Gebirgspano­rama. So fantastisch diese Möglichkeit ist, so schwierig ist die Aufgabe für die Architekten, besonders dann, wenn damit noch weitere ehrgeizige Ziele verbunden sind.
Architektin Marina Rubin hat sich solch hohe Projekt­ziele für ihr Eigenheim gesteckt: anspruchsvolle Architektur, hoher Wohnkomfort und nachhaltiger Umgang mit der Natur. Realisiert wurde all das in einem Passivhaus, überwiegend in Holzbauweise, durch ein ausgeklügeltes Haustechnikkonzept und eine innovative statische Lösung.

Trotz seiner markanten Architektur und der überwiegenden Verwendung des Baustoffes Holz, fügt sich das Solarhaus der Familie Rubin harmonisch in das Landschaftsbild ein. Das dreigeschoßige Solarhaus wirkt nach Norden, zum Hang hin, geschlossen, nach Süden und Osten lassen große Glasflächen das Haus offen erscheinen. Die charakteristischen Lärchenschindeln an der Fassade sind ein Rückgriff auf lokale Bautraditionen, zugleich aber auch ein Signal in Richtung einer energieeffizienten und ökologischen Bauweise. Dank eines strikten Bauzeitenplans und der Verwendung von vorgefertigten Holzelementen konnte das Gebäude zügig innerhalb von sechs Monaten (im Dezember 2005) fertig gestellt werden.

Statische Rafinesse
Wurde bei Mischbauweise hinsichtlich Statik bisher mit Stützen aus Stahl oder Stahlbeton im Bereich der Außenwand gearbeitet bzw. tragende Schotten als Zwischenwände eingesetzt, kam bei diesem Solarhaus ein neues statisches Konzept zum Tragen: Berechnungen zufolge können Kreuzlagenholzelemente in einer Stärke von 94 mm schon als tragende Wand für eine Stahlbetondecke verwendet werden. So können tragende Wände sehr schlank ausgeführt werden, was nicht zuletzt auch einen Gewinn an Wohnnutzfläche bedeutet. Da Holzaußenwände (mit Zellulose-Dämmung) das gesamte Gebäude, also auch das Untergeschoß, homogen umhüllen sollten, wurde zwischen dem Haupthaus und dem Hang – statisch und thermisch voneinander getrennt  – ein Baukörper aus wasserdichtem Stahlbeton errichtet. In diesem zweigeschoßigen Baukörper sind unbeheizte Nebenräume, etwa der Technik- und der Pelletsraum, untergebracht.

Das Haupthaus besitzt einen Stahlbetonkern, und auch die Decke über dem Erdgeschoß ist aus Stahlbeton gegossen. Diese wurde auf die Außenwände aus Kreuzlagenholz statisch gelagert und kraftschlüssig miteinander verbunden. Neben den prinzipiellen Anforderungen, die Mischbauweise mit sich bringt, wie etwa­ die exakte Plan- und Terminkoordination unter den ausführenden Firmen, war die geringe Auflagerbreite der Holzwände für die Stahlbetondecke hinsichtlich der Statik in diesem Fall eine spezielle Herausforderung, die es  für die Zimmerei Rupert Burgschwaiger­ zu meistern galt.
Temperaturverhältnisse

Auf die effiziente Nutzung der aktiven und passiven Sonnenenergie wurde bereits bei der Wahl der Gebäudeform geachtet: Die stark nach Süden ausgerichtete Bauform macht eine optimale Nutzung der Sonnen­energie möglich.
Die Solarenergie wird über Glasscheiben passiv genutzt und aktiv über eine 24 m2 große thermische Solaranlage,­ die in das 65°-geneigte Dach integriert wurde, und die Wärmelieferant und optisches Stilmittel zugleich ist. So konnte auf eine extreme Isolation der Bauhülle verzichtet und trotz relativ schlanker Außenwände von 38 cm Passivhausstandard erreicht werden.

Die durch die Solaranlage aktiv gewonnene Energie wird in einem 3000-l-Puffer gespeichert und versorgt Fußbodenheizung und Warmwasserbereitung mittels Plattenwärmetauscher im Durchfluss­prinzip. Bei Bedarf wird ein Pelletofen zugeschaltet. Im Betriebszeitraum Dezember 2005 bis November 2006 wurde eine solare Deckung von 48 % erreicht. Frischluft wird durch ein Wohnraumlüftungsgerät mit Wärme­rückgewinnung zugeführt, ein Erdkollektor bringt an kalten Tagen vorgewärmte und an heißen Tagen­ kühle Luft in die Räume. Optimale Luftdichtigkeits- und Dämmwerte belegen zudem die ausgezeichnete Energiebilanz des Solarhauses in Seeham.

Konsequente Fortsetzung
Ein klares Konzept findet man auch im Innenraum des Einfamilienhauses. Das Zentrum des dreigeschoßigen Hauses stellt eine Innentreppe dar – sie fungiert im großzügigen Erdgeschoß als Raumteiler, indem sie den Gemeinschaftsraum in Wohn- und Koch-/Essbereich teilt. Das Untergeschoß bietet Raum für Ent­spannung­ und Kreativität, hier finden ein Schlafraum mit Bad und ein Atelier Platz. Im Dachgeschoß sind eine­ Galerie und ein Kinderzimmer samt Bad untergebracht. Die großen Fensterflächen ermöglichen auf allen­ Ebenen den beeindruckenden Ausblick auf die umgebende Seen- und Gebirgswelt. Holzelemente, Lehmputz und natürliche Farbmittel setzen das ökologische Konzept im Innenraum fort und sorgen für ein angenehmes Raumklima sowie hohen Wohnkomfort. 
Hedi Döllinger

Quelle: hba
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