Die steirische proHolz-Exkursion nach London und Berlin hat u. a. eines sehr deutlich gezeigt: Der Zug des Holzes in die Stadt ist nicht mehr aufzuhalten.
Dass sich Holz im Städtebau bewährt, ist mittlerweile keine Neuigkeit mehr. Wirkliche Erkenntnisse lassen sich allerdings daraus gewinnen, wenn man über den eigenen Gartenzaun blickt, um zu sehen, wie anderswo Holz langsam, aber sicher Einzug in die Städte hält bzw. Hindernisse überwunden werden. Einen solchen erfrischenden Blick hat jene Exkursion ermöglicht, die im März Von proHolz Steiermark organisiert worden ist. Die Schauplätze London und Berlin hätten nicht perfekter gewählt werden können. Denn in beiden Städten herrschen sehr unterschiedliche Bedingungen, unter denen sich der Holzbau durchsetzen kann.

Unterschiedliche Voraussetzungen
In Großbritannien gibt es strenge, aber hinsichtlich des Wettbewerbes mit anderen Baumaterialien durchaus faire Bedingungen. Sofern der Holzbau unter diesen Voraussetzungen wirtschaftlich ist, steht dem Bau genau genommen nichts mehr im Weg. In Deutschland ist dies anders. Dort ist ebenfalls alles genau geregelt, jedoch kann man sich um Ausnahmen bemühen, wodurch auch wieder „alles“ erlaubt ist. Wie diese Ausnahmen gehandhabt werden, das kann sich jedoch bis zur Fertigstellung immer noch ändern.  Wirtschaftliche Überlegungen können daher bis zum letzten Moment über den Haufen geworfen werden, wie das Beispiel einer Berliner Bauherrengruppe zeigt. Über persönliche Vorsprachen bei Parlamentariern und Pressearbeit etc. gelang es der Bauherrengruppe  schließlich, die Ausgaben für weitere Brandschutzeinrichtungen abzuwenden.

Deutschland vergleichbar mit Österreich
Leider ist  die Situation in Deutschland mit jener in Österreich vergleichbar, wo es prinzipiell bei mehr als vier oberirdischen Geschoßen nur den Nachweis im Einzelfall gibt. Den muss man sich jedoch mit großem und durch die notwendige Expertise kostspieligem Aufwand erstreiten. Kein Wunder also, dass angesichts dieser „Regelungen“ der Holzbau in der Stadt nach wie vor eher die Ausnahme als die Regel ist, obwohl in London Holz nicht anders brennt als in Berlin oder Wien.

Idee der Baugruppenbörse

Das Beispiel Berlin zeigt jedoch auch, dass sich mit Hilfe engagierter Bauherren durchaus in der Stadt Baulücken schließen oder Dachböden ausbauen lassen. Neben dem notwendigen Druck von oben bzw. durch Verbandsarbeit in Brüssel könnte damit zusätzlich eine Kraft von unten her, von der Basis, wirken, die unterstreicht, dass es tatsächlich einen Bedarf gibt.  Diese Kraft ließe sich durch eine Börse bündeln, die es künftigen Bauherren erleichtert, sich zusammenzufinden, um gemeinsam und mit Unterstützung von Architekten und Holzbaumeistern solche Projekte zu starten. Während ein Bauherr am Land noch relativ günstig ein Grundstück erwerben und dort seine Wünsche realisieren kann, ist dies in der Stadt oft nur in Form einer Allianz Gleichgesinnter möglich. 

Professionelle Betreuung
Abgesehen davon, dass solche Beispiele wie in Berlin dann nicht mehr zufällig, sondern strukturiert geschehen, lassen sich solche Projekte auch professionell betreuen und wertvolle Erfahrungen können daraus gezogen werden. „Ich kann mir das gut vorstellen. Jedoch erscheint mir eine Begleitung solcher Projekte sehr wichtig, weil die Bauherren ja auch ihren Lebensstil unter einem Dach verwirklichen möchten und zusammenpassen müssen“, so der steirische Holzbau-Landesinnungsmeister Oskar Beer in einer ersten Stellungnahme. Dem stimmt auch proHolz-Steiermark-Obmann Hans Resch zu: „Aus Sicht von proHolz Steiermark sollte das Bauen mit Gruppen forciert werden. Dazu gibt es in der Steiermark auch einschlägige Erfahrungen durch Experten wie den Architekten Werner Nussmüller, der jahrelang Obmann des Wohnbundes Steiermark war und schon sechs Siedlungen in Mitbestimmung geplant hat.“ Auch der Wiener Architekt Michael Schluder, dessen Büro gerade ein sechsstöckiges Objekt mit Holz in Wien Wagram errichtet, ist an der Realisierung eines solchen Vorhabens interessiert: „Das wäre ein Chance für den Holzbau in der Stadt und könnte auch zu dem Vorhaben in Aspern gut passen.“ 
Thomas Duschlbauer
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