Er gilt als Feind der heimischen Baumarten, die Nutzungspotenziale des Götterbaums für den Massivholz-, Holzwerkstoff- und Papiersektor sind aber enorm. Von Anton Sprenger
Der Götterbaum ist eine invasive Baumart mit sehr guten Festigkeits- und Verklebungseigenschaften. Foto: Bildquelle: ÖBf
Der aus Asien stammende Götterbaum (Ailanthus altissima) wurde in Österreich erstmals bei der Bepflanzung der Wiener Ringstraße 1860 gemeinsam mit der Platane als Zierpflanze eingesetzt. Von diesem Zeitpunkt an hat er sich durch Wurzelaustriebe und Stockausschläge stark ausgebreitet. Die invasive Art verdrängt die heimische Vegetation und gilt in Europa daher als Feind.

Forschung am Götterbaum

Im Rahmen von zwei Projekten (TU-Graz, BOKU-Wien) wurden die technologischen Potentiale der Baumart Götterbaum untersucht. Aufgrund der hohen Zuwachsraten dieser Baumart (auch in einheimischen Wäldern) wurden neben den Massivholzeigenschaften auch die Eignung des Materials für die Herstellung von Zellstoff und Holzwerkstoffen untersucht. „Die Massivholzeigenschaften sind mit jenen der heimischen Esche vergleichbar. Auch die optischen Eigenschaften sind der Esche sehr ähnlich, wodurch der Götterbaum gegebenenfalls als Ersatz für die Esche eingesetzt werden könnte. Die Trocknungsversuche zeigten, dass die Baumart Götterbaum aufgrund der Schnellwüchsigkeit hohe Eigenspannungen aufweist, wodurch sich Probleme bei der Trocknung ergeben. Für die Optimierung der technischen Holztrocknung besteht über diese Projekte hinaus noch Forschungsbedarf“, berichtete Reinhard Brandner im Rahmen der Tagung des Holzclusters Steiermark an der IFA Tulln.

Göttliches Potenzial

Die Ergebnisse des zweijährigen Forschungsprojektes attestieren dem Holz des Götterbaumes ein hohes physikalisches und mechanisches Potenzial. Die Erfahrungen aus dem Bereich der Be- und Verarbeitung weisen ebenfalls sehr gute Eigenschaften für diese Holzart auf. Die Vergleichbarkeit des Götterbaumes mit der bei uns heimischen Esche sowohl hinsichtlich der physikalischen Eigenschaften als auch bezüglich der Verarbeitung ermöglichen die rasche Eingliederung des Holzes in bestehende Produktions- und Vertriebsprozesse. Die Holzart an sich ist hierbei nicht alleinig Substitut für die Esche. Sie bietet aufgrund ihrer Textur und ihrer Eigenheiten das Potenzial für ihre Eigenständigkeit am Markt. Die Analyse der forstlichen Situation bedingt den Schluss, dass die weitere zügige Etablierung des Götterbaumes auf für ihn geeigneten Standorten nicht zu verhindern, bestenfalls zu verzögern ist. Die vergleichenden Untersuchungen von Götterbaum und Esche zeigen, dass bei entsprechender Holzqualität ein hohes technisches und wirtschaftliches Potential für den Einsatz für tragende Holzkonstruktionen vorhanden ist. Bei sachgemäßer forstlicher Behandlung könnte Götterbaum auch für langlebige Holzkonstruktionen im Innenbereich eine wertvolle Ressource darstellen und nachhaltige Baukonstruktionen aus Laubholz ermöglichen.

Eignung als Dämmstoff

Gerade der vergleichsweise schnelle Wuchs bei besseren Bedingungen macht diese Holzart zum Beispiel für die thermische Nutzung interessant. Auch in der Holzverarbeitung wird der Götterbaum bereits als geeignet befunden, etwa in der Papier- und Zellstoffindustrie. „So zeigen bei Holzfaserdämmplatten die Holzarten Fichte und Götterbaum keinerlei Unterschiede in Dichte und Biegefestigkeit. Bei der Spanplattenerzeugung zeigt der Götterbaum sogar ein signifikant besseres Querzugsverhalten bei gleicher Dichte und Beleimgrad“, betont Ulrich Müller von der BOKU Wien. Das heißt, dass der Einsatz des Götterbaumes hohe Leimeinsparungspotenziale bewirken würde.

Potenzial übertragen

Die neue Holzbau AG hat über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Herstellung von Brettschichtholz in Laubholz (BSH-LH). Neben Esche und Buche wurden bereits auch Bauteile in Eiche oder Robinie hergestellt. Laubhölzer haben Festigkeitswerte, die weit über den heute am häufigsten eingesetzten Konstruktionshölzern aus Nadelholz liegen. Dazu kommt die wesentlich höhere Leistung der Verbindungsmittel im Laubholz. Ein ähnliches Potenzial wie bei Esche der Festigkeitsklassen GL48 und GL60 wäre laut den Forschern auch für BSH aus Götterbaum möglich. Diese Festigkeitsklasse erzielt die neue Holzbau AG derzeit etwa für verstärktes Eschen-BSH mit eingeleimten, vorgespannten Stahllitzen.

Artikel im Holzmagazin-ePaper (Seite 38) 
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