Der Wert der Lärche steigt. Als witterungsbeständiges Baumaterial geschätzt, für ihr aromatisches Harz berühmt und als Magenbitter geliebt – die Lärche zeigt, was sie drauf hat.
Serie: Holzportraits
In dieser Reihe sehen wir uns verschiedene Hölzer an, die im Holzbau Bedeutung haben oder gerade gewinnen.

Weil die Lärche, deren Gestalt sich mehrmals im Jahr ändert, so viel Licht benötigt, wich sie vor ihren Konkurrenten ins Hochgebirge aus. Foto: pixabay
Larix nannten die Gallier diesen Baum, der im Laufe eines Jahres seine Gestalt so stark ändert: Hell und zart erscheinen im Frühling die ersten Nadeln, die sich bis zum Sommer in ein sattes Grün verwandeln und den Baum im Herbst in leuchtendes Gelb hüllen, bevor sie im Winter wieder sein karges, blattloses Gesicht zum Vorschein bringen. Vom alljährlichen Fallenlassen ihrer Nadeln hat die heimische Lärche auch ihren botanischen Beinamen: Decidua bedeutet „abfallen“. Unter den heimischen Nadelbäumen ist die Lärche die einzige Art, die das macht. Damit spart sie im Winter Energie und kann sogar extremen Frösten standhalten. Ihr Standort war ursprünglich aber keineswegs mutwillig gewählt: Weil sie so viel Licht benötigt, wich sie vor ihren Konkurrenten ins Hochgebirge aus. Heute findet man die Lärche aber auch in niedrigeren Lagen, nur in Stadtnähe wird man sie nie antreffen, da sie Luftverschmutzung nicht gerne erträgt.

Widerstandskämpfer
Lärchenholz ist wegen seiner Robustheit und Widerstandsfähigkeit beliebt – mit einer Rohdichte von 550 – 590 kg/m3 wird die Lärche nur von der Eibe übertroffen. Wegen seiner Langlebigkeit findet das Holz insbesondere im Außenbereich Verwendung: Als Fassadenschindeln und Terrassenbelag kommt es gern zum Einsatz, aber auch als Konstruktionsholz kann es überzeugen. Bei Brettschichtholz denkt man zwar als erstes an die Fichte, aber auch Lärche (sowie Kiefer, Tanne oder Douglasie) eignet sich bestens. Vor allem für anspruchsvolle, konstruktive Formen im Außenbereich. Der Pyramidenkogel in Kärnten etwa besteht aus gebogenen und elliptisch angeordneten Stützen aus Lärchenbrettsperrholz. Es übersteht auch ohne chemischen Holzschutz Jahrzehnte bis Jahrhunderte. Die Einsatzgebiete der Lärche sind fast unendlich: Unter den Fundamenten Venedigs liegen Lärchenbretter (angebracht auf Pfählen aus Erle, Eiche oder Pappel), im Erd-, Berg- und Brückenbau oder im landwirtschaftlichen Bereich bei Silos und Mühlen findet man die Lärche.

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Diese Exemplare der Europäischen Lärche (Larix decidua) stehen im Schweizer Hochgebirge. Dahinter: Der größte Gletscher der Alpen, der Aletschgletscher. Foto: Sciadopitys flickr CC BY-SA 2.0

Wirtschaftswunder
Doch Lärchenholz ist teuer. Der Preis für Lärchenrundholz lag stets um zirka ein Drittel über dem Fichtenpreis. Lärchenschnittholz hingegen zog in den letzten 20 Jahren stark an: Lag es Mitte der Neunziger Jahre noch auf dem Niveau der Fichte, steigerte sich der Preis kontinuierlich und liegt jetzt bei fast dem doppelten der Fichte. Ihr Anteil am heimischen Wirtschaftswald beträgt nur 4% (Österreichische Waldinventur 2007/09), während die Fichte auf 68,7% kommt. Trotzdem ist die Lärche mit jährlich rund 300.000 bis 400.000 Efm (Erntefestmeter) genutzter Sägerundholzmenge nach Fichte und Kiefer die drittwichtigste Sägeholzart. Pro Jahr werden rund 1 Mio. Vfm (Vorratsfestmeter) an Lärche genutzt, das entspricht 1,3 – 1,5% des stehenden Vorrats (rund 3 Mio. Vfm). Allein mit der heimischen Art kann die Nachfrage nach Lärchenholz aber nicht gestillt werden. Der Rest muss importiert werden. Neben Larix decidua findet man daher viel Larix sibirica, die sibirische Lärche aus dem Osten Russlands, unter dem Bauholz. Waren es lange vor allem Tropenhölzer, die den Garten- und Landschaftsbau dominierten, überzeugte im Zuge der Tropenholzdiskussion Anfang der 1990er Jahre die Lärche. Seither hat ihre Verwendung stark zugenommen. Hier fast eine Selbstverständlichkeit, in ganz Europa aber bemerkt man einen merkbaren Zuwachs beim Verkauf der Lärche.

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Österreich hat einen Bewaldungsanteil von knapp 50%. 4 Mio. Hektar der Fläche Österreichs (8,5 Mio. ha) sind Wald. Davon hat die Fichte den größten Anteil (61%) und die Lärche kommt auf 6,6%. Quelle: Österreichische Waldinventur

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Der Preis von Lärchenschnittholz liegt heute ungefähr beim Doppelten von Fichtenholz.Quelle: Holzkurier.at

Allroundgenie
Die Lärche ist reich an Harz und ätherischen Ölen. Das sorgt auch dafür, dass Pilze und Schimmel auf Lärchenholz wenig Chance haben. Die schnelltrocknenden Öle, die aus Harz gewonnen werden, dienen verschiedenen Industrien für ihre hochspezialisierten Anwendungen: Die Lack- und Klebstoffindustrie nimmt die Öle für die Herstellung elastischer Schutzlacke, in der Optikindustrie werden Linsen mit hochtransparenten Terpentinölen geklebt und im Malerhandwerk sind sie wegen ihrer Farblosigkeit und schnellen Trocknung geschätzt. Auch der Gaumen freut sich: Nur wenige Wochen genügen, um den jungen Lärchenzweigen ihr Aroma zu entlocken. Einfach in Schnaps und Zuckerwasser eingelegt und an einem sonnigen Ort gelagert entfaltet sich bald der harzige Geschmack. Prost, Mahlzeit!

Kurzbezeichnung: LADC (DIN EN 13556)
Botanischer Name: Larix decidua
Heimisch: Europa und gemäßigten Klimazonen
Ideale Ø-Temperatur: -2°C – 20°C
Mittlere Rohdichte: 550 - 590 kg/m3
Handelsnamen: larch (GB), meleze (FR), larice (IT), lariks (NL), alerce (ES)
Anteil am Ertragswald: 4%
Anteil am stehenden Vorrat: 6,6% (=2,9 Mio. Vfm)

Meleze en Automne
Die herbstliche Lärche zeigt ein farbenprächtiges Bild – bald wird sie die Nadeln abgeworfen haben. Foto: Wikimedia Commons Antony Sorrento

(hez)
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