Die Fertighaus-Unternehmen tasten sich vor: Nach dem Wohnungsbau sollen die Bauherren größerer Objekte von den Vorzügen des Holzbaus überzeugt werden.

Gerhard Gruber vom gleichnamigen Fertighaus-Unternehmen erklärt, warum man sich nicht auf das Einfamilienhaus verlassen sollte. Foto: Starmühler
Gerhard Gruber vom gleichnamigen Fertighaus-Unternehmen erklärt, warum man sich nicht auf das Einfamilienhaus verlassen sollte. Foto: Starmühler

Wolf System ist ein gutes Beispiel für den möglichen Einsatz mehrerer Baustoffe und der Möglichkeit, damit auch unterschiedliche Kundenwünsche befriedigen zu können. "Vorfertigung ist das Schlüsselwort", egal ob im Holz oder im Stahlbau, sagt Alois Konrad, Geschäftsführer der Wolf System GmbH. Denn die teuerste Stunde ist jene auf der Baustelle. Mit dieser Logik ist der Betrieb groß geworden, der in Oberösterreich, in Scharnstein 1968 gegründet worden war. Mittlerweile werken 3.000 MitarbeiterInnen im Behälterbau, Stahlbau und dem gewerblichen und privaten Hausbau – bei dem Holz zum Tragen kommt. 30.000 Tonnen Stahl, 50.000 m3 Schnittholz und 300.000 m3 Beton werden in Deutschland verarbeitet.

Der Umsatz pendelte sich in den vergangenen Jahren bereits bei 300 Millionen Euro ein – mit Potential nach oben. Zwar will man im Segment der Einfamilienhäuser auch mit IT, Smart-Homkonzepten und architektonischen Finessen punkten, doch der großformatige Objektbau scheint noch kräftigere Zukunftsperspektiven zu haben.

Objektbau wird ausgebaut

So sieht das auch Gerhard Gruber, Geschäftsführer der Gruber Unternehmensgruppe in Roding/Bayern. Der Mittelständler fertigt hauptsächlich in Holz. Weil im Baugeschehen üblicherweise 80-90 % der Bauvorhaben nicht pünktlich geliefert werden, begann man vor über 35 Jahren mit dem Fertigbau – damit war eine pünktliche Fertigstellung gesichert. 95 % aller Gruber-Häuser werden zum versprochenen Termin übergeben.

Gruber Dachholz
Ein Gruber-Mitarbeiter beim Zuschneiden der Dämmstoffbahnen. Foto: Starmühler.

Gruber Dämmer
Und hier werden schon die Rahmenteile gefüllt. Vor allem Niedrigenergiehäuser baut man bei Gruber.

Seit 2016 ist das Unternehmen mit 300 MitarbeiterInnen und 56 Mio. Euro Umsatz auch im Objektbau tätig, einen Bereich, den Firmenchef Gerhard Gruber zunehmend im Focus hat. "Da wird sich wiederholen, was beim Wohnbau stattgefunden hat. Anfangs bei 5 % Marktanteil, heute bei 20 %". So soll es auch im Objektbau sein. Gerade wurden gute Abschlüsse in dieser Hinsicht getätigt. Und 2019 trug der Objektbau schon 10 Mio Euro bei.

Lehrgeld zu bezahlen

Gruber Dach 2
Ordnung ist das halbe Leben – hier ist ein Gruber-Dach vorbereitet worden. Foto: Starmühler.

Gruber Fenster
Die Fenster eines Niedrigenergiehauses verlangen große Sorgfalt beim Einbau. Foto: Starmühler

Gruber Kran
Bald schon werden diese Teile auf dem firmeneigenen LKW verladen sein. Foto: Starmühler

Natürlich seien dazu auch die entsprechenden Lernkurven notwendig und zu verkraften. Netzwerke und kollegiale Branchenzirkel helfen hier sehr. Nicht zuletzt der BDF, der Bundesverband Deutscher Fertigbau bemüht sich, die ca. 45 Mitgliedsbetriebe auch dem Objekt-Geschäftsfeld noch mehr zu öffnen. Bayerische Firmen wie Gruber, Haas, Wolf oder Sonnleitner versprechen sich davon viel.

Das Einfamilienhaus schwächelt

Die bundesweite Quote des Holzbaus betrug im ersten Halbjahr in Deutschland 20,6 . (Bayern: 24%, Hessen 29,6 %, Baden-Württemberg 37 %)
Gerhard Gruber: "Der Einfamilienhausbau stagniert, wir sollten uns daher auf die Mehrfamilienhäuser und Wohnheime konzentrieren". Und eben in den Objektbau. Wichtig sind aber auch die BürgermeisterInnen und die ArchitektInnen – die müssten wohl angesprochen werden. Nicht alle sind ja so begeistert wie der Bürgermeister von Rötz, einem der Firmenstandorte von Gruber, der eine Turnhalle unbedingt in Holz bauen wollte – und die Holzbau Gruber zu diesem größervolumigen Bau "schubste" (Karlheinz Beer war übrigens dort der Architekt).

Mittlerweile kommen 60 % der Anfragen an Gruber schon aus dem Objektbau. Stolze 460.000 Euro geben die Kunden im Durchschnitt für ihr Haus aus. 42-45 Häuser sind das derzeit pro Jahr. Doch umso lustiger wird es, wenn ein Gewerbebau um 4,5 Millionen Euro errichtet wird, wie zuletzt.

Die Architektur ist mittlerweile ein immer stärkerer Treiber des Holzbaugeschäftes, immer öfter werden knisternde Architektenthemen an die Fertighaus-Hersteller herangetragen.

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Die Geschäftsführer von Sonnleitner, Gruber, Wolf und Haas (v.l.n.r.) überlegen, wie sich die Wirtschaft weiter entwickelt. Achim Hannott, Geschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau (in der Mitte) denkt mit. Foto: Starmühler.

Individualität heißt bei Gruber ein weiteres Asset. Sonderwünsche und Extraausstattungen sind kein Problem (außer vielleicht im Finanzplan des Kunden), das Haus aus dem Katalog gehört der Vergangenheit an. Swimmingpools, 3-Tonnen-Aquarium im Wohnzimmer, ein Netz zum Reinlegen in 6 Meter Höhe, Häuser auf Stelzen wurden schon realisiert, schwierige Logistik scheint eher ein Ansporn zu sein.

Vorbei die Zeit von "Avanti 100", ein Haustyp des Fertighausbauers Haas, der tatsächlich 100 Mal gebaut worden sein soll. Heute wird individueller, flexibler – und natürlich auch teurer gebaut als anno dazumal.

Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser und Bürogebäude könnten also der nächste Ausbauplan der Holzbauer sein – die Spezialisten für Vorfertigung wollen hier kräftig mitnaschen. (hst)

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