Erstmals ist es einem Forschendenteam gelungen, eine hochaufgelöste Karte aller Öffnungen im Kronendach der europäischen Wäldern zu kartieren.

Im Nationalpark Bayerischer Wald sind durch den Borkenkäfer zahlreiche Fichten abgestorben. Foto: Cornelius Senf/TUM

Mithilfe von mehr als 30.000 Satellitenbildern hat ein Forschendenteam der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) und der Technischen Universität München die Karte von Störungen in Europas Wäldern erstellt. Das Ergebnis: Heute gibt es mehr als 36 Millionen Flächen, auf denen große Bäume einer Freifläche oder jungen Bäumen gewichen sind. Das entspricht einem Verlust von 17 % des Kronendaches der europäischen Waldfläche in den vergangenen 30 Jahren, so die BOKU in einer Aussendung. Die Gründe für die Kronendachöffnung reichen dabei von geregelter Holznutzung bis hin zu Windwurf oder Waldbrand. Wie die WissenschaftlerInnen herausfanden, sind Größe und Form der Öffnungen im Kronendach sehr unterschiedlich - je nachdem, wo sie in Europa kartiert wurden.

Das Forschungsprojekt wurde mit Hilfe des Landsat-Satellitenprogrammes realisiert, dem am längsten laufenden zivilen Satelliten-Programm der Welt, informiert die TU München. Insgesamt nutzten die ForscherInnen vier verschiedene Satelliten-Generationen der Landsat-Reihe, um einen dreißigjährigen Beobachtungszeitraum zu ermöglichen.

Die neuartige Karte ermöglicht außerdem, Änderungen im Waldzustand zu beschreiben. So fanden die Forschenden unter anderem heraus, dass Störungen des Kronendaches europaweit zugenommen haben. Obwohl in den letzten Jahrzehnten diese offenen Flächen größer und häufiger wurden, zeigt die Studie aber auch, dass Bäume auf solchen gestörten Flächen vermehrt überleben. Dies wiederum fördert die Erholungsfähigkeit der Wälder und kann auch als Indiz für die Zunahme von pfleglicher Waldwirtschaft in Europa gewertet werden. „Nur weil Bäume verschwinden, bedeutet das nicht, dass der Wald weg ist. In den allermeisten Fällen wachsen nach einem Verlust des Altbestandes neue, junge Bäume heran“, so der Hauptautor der Studie, Cornelius Senf. Co-Autor Rupert Seidl fügt hinzu: „Die neuen Karten helfen uns zu verstehen, wie sich Europas Wälder wandeln - denn Öffnungen im Kronendach bieten auch die Chance, dass sich eine neue, besser an den Klimawandel angepasste Baumgeneration etablieren kann.“ (cst)

Studie „Mapping the forest disturbance regimes of Europe“ 

BOKU Wien 

TU München 

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