Aufschwung in der Architekturbranche. Der Bauboom brachte vielen Architekturbüros eine Menge an Anfragen und Aufträgen. Das hat Auswirkungen auf die Positionen und Möglichkeiten des Nachwuchses.

Es ist noch viel zu tun auf der „Baustelle Gleichberechtigung“: Nach wie vor sind in der Immobilienwelt 99 % Männer und nur 1 % Frauen. Foto: Lucas Kepner / unsplash

Traumberuf Architekt:in. Das bringt nach wie vor viele junge Menschen auf die Idee, ein Architekturstudium zu beginnen. Lange Zeit sahen sie sich mit einer prekären wirtschaftlichen Situation konfrontiert: Die Arbeitgeber:innen hatten selbst zu wenig Aufträge, um viele anzustellen und üppig zu entlohnen. Projektarbeit hieß das Modewort. Unterm Strich eine Betätigung nur knapp über dem Hungerleiden. Kaum Absicherung, kaum Pensionszahlungen. Dann kam Corona. Und nach einer Phase der Ratlosigkeit der Bauboom. Architektur-Büros und viele andere am Bau Beteiligte profitierten.

Frauen vor den Vorhang

Aber der Regen ist unterschiedlich warm. Seit vielen Jahren sind in den Baubranchen Frauen stark unterrepräsentiert. Mag es am schweren Gerät liegen, das oft geschultert werden muss, an Zementsäcken oder Stemm-Maschinen, liegt es am oftmals eher derben Ausdruck an Ort und Stelle oder an alten Seilschaften, dass Frauen nicht so leicht nach oben kommen. Oder liegt es daran, dass sie weniger verdienen als Männer im vergleichbaren Job. Für die Architektinnen haben sich nun Allianzen gebildet. Dass die Branche noch nicht im Gleichgewicht ist, beweist, dass es im Juni 2021 erstmals ein Festival „Women in Architecture“ in Berlin gab. Markanter Titel der Veranstaltung: „Baustelle Gleichstellung“.

Langsame Entwicklung

Elke Duda, Architektin, ist eine der Ideengeberinnen des Festivals. Sie sagt: „Wir wollten alle Felder der Baukultur ansprechen und die Leistungen der Frauen in Architektur und Bau thematisieren.“ Fast 100 Veranstaltungen konnten im Rahmen dieses Festivals organisiert werden, offenbar stachen die Organisatorinnen in ein Wespennest. Die Resonanz war gewaltig. Auch die Namen von Verbänden und Bünden ändern sich langsam. So gibt es jetzt beispielsweise den „Bund deutscher Architektinnen und Architekten“. Früher waren Frauen nur „mitgemeint“. Es tut sich also etwas, Frauen in Führungspositionen im Baugewerbe sind Normalfall geworden. Aber halt doch nur in geringer Zahl.

Immobranche eine „Katastrophe"

Regula Lüscher, Berliner Senatsbaudirektorin und Staatssekretärin für Stadtentwicklung sagte anlässlich der Festivaleröffnung: „In der Immobilienwelt gibt es 99 Prozent Männer und nur ein Prozent Frauen. Das ist eine totale Katastrophe. Wir müssen den Mut haben, in diese Welt zu wechseln. Wir müssen diese Welt unterwandern!“ Es gibt noch viel zu tun auf der „Baustelle Gleichstellung“.

 

Was die Wiener Architektin Anna Novy dazu sagt, liest du als Interview im holzmagazin 06-21.

(HS)

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