Das Hitzejahr 2018 hat ein internationales Forschendenteam dazu veranlasst, erstmals Daten zu Stammwachstum und Trockenstress von Waldbäumen aus ganz Europa zusammenzutragen.

Im Hitzesommer 2018 lag die Durchschnittstemperatur in Europa 1,3 °C höher als üblich. Foto: pixabay.com

Tagsüber geben Bäume mehr Wasserdampf über die Blätter ab, als sie zeitgleich über die Wurzeln aufnehmen können. Die Wasserspeicher entlang des Stammes leeren sich, der Stamm zieht sich zusammen. Nachts nehmen die Wurzeln Wasser auf und der Stamm dehnt sich wieder aus. Während langer heißer und trockener Perioden sind die Wasserreserven im Boden jedoch aufgebraucht, der Stamm kann sich nicht vollständig füllen und ausdehnen, der Baum kann nicht wachsen.

Mithilfe von Messungen dieser Stammradiusänderungen von Bäumen gingen die Forschenden der Frage nach, wie Waldbäume mit extrem heißen und trockenen Bedingungen zurechtkommen, informiert die Schweizerische Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Für die Untersuchung wurden Daten von 21 Baumarten an 53 Waldstandorten in ganz Europa zusammengetragen. Im Verlauf des Sommers 2018 zeigten viele Bäume rekordhohe Stammschrumpfungen. Die Bäume waren nicht in der Lage, ihre Stammwasserspeicher während der Nacht wieder aufzufüllen und litten demnach unter Trockenstress.

Dabei waren nicht alle Baumarten gleich betroffen: Nadelbaumarten reagierten empfindlicher auf die Hitzewelle als Laubbaumarten. Holz von Nadelbäumen leite Wasser generell schlechter als dasjenige von Laubbäumen, Nadelbäume könnten Wasser zudem weniger gut aus trockenen Böden aufnehmen als etwa Eichen, heißt es weiter. Während die meisten Bäume eine einzelne, kurze Hitzephase gut wegsteckten, seien wiederholte und lange Hitzewellen für einige Baumarten kritisch.

Das Baumwachstum werde stark durch die Vorgeschichte der Bäume geprägt, von einem guten Sommer zehre er im Folgejahr, so die WSL. Dementsprechend wirken sich schlechte Bedingungen oft auch erst mit Verzögerung aus. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Bäume daher als Frühwarnsysteme für die ökologischen Auswirkungen von Extremereignissen dienen können. In ganz Europa werden deshalb aktuell Überwachungsnetzwerke mit Stammradiusmessungen ausgebaut. (cst)

Schweizerische Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL 

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