Seit den 1990er-Jahren sterben im Schweizer Kanton Wallis und anderen trockenen Alpentälern immer wieder massenweise Waldföhren - Forschende haben dieses Phänomen nun aufgeklärt.

Die Aussichten für die Föhrenwälder in tieferen Lagen im Wallis seien nicht gut, so die Forschenden. Foto: Andreas Rigling, WSL

Das Kuriose: Das Massensterben fällt nicht nur in Jahre mit schweiz- und europaweiten Hitze- und Trockenheitsextremen, die Niederschlagsmengen in den entscheidenden Sommermonaten sind im Vergleich zu früher meist gar nicht gesunken. Um festzustellen, welche Faktoren für diese Ereignisse verantwortlich sind, hat ein Forschungsteam der Schweizer Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Daten von vier Forschungsflächen in der Region zusammengestellt, auf denen der Wald bereits seit den 1990er- oder den frühen 2000er-Jahren untersucht wird. Zu den untersuchten Faktoren gehören der Nadelverlust der Baumkronen, ein wichtiger Indikator zum Baumzustand, Insektenbefall, Bodenfeuchte und Mistelbefall. Dazu kamen Daten von MeteoSchweiz zu Regen, Temperatur, Luftfeuchte, Sonneneinstrahlung und Wind seit den 1980er-Jahren, aus denen auch Extreme wie Hitze- und Frostereignisse bestimmt wurden.

Das Ergebnis: Das plötzliche Föhrensterben lasse sich laut WSL ganz klar auf einzelne Jahre mit besonders regenarmen Sommermonaten von Juli bis September zurückführen. Faktoren wie Insekten oder Frühjahrsfrost hätten zwar vereinzelt zur Sterblichkeit beigetragen, aber nicht den Ausschlag gegeben. Plötzliches Absterben vieler Bäume kam überwiegend im Gebiet vor, wo Regenmengen im Sommer öfters besonders tief ausgefallen sind – und das, obwohl regenarme Sommermonate in den letzten vier Jahrzehnten weder extremer noch häufiger aufgetreten seien.

Die Erklärung hierfür sei im Klimawandel zu finden, der seit den 1980er-Jahren im Wallis im Frühling und Sommer zu höheren Lufttemperaturen von rund zwei Grad geführt habe, heißt es weiter. Gleichzeitig nahm die Luftfeuchte ab und die Anzahl der Sonnenstunden zu. Diese Veränderungen erhöhten den Wasserverlust der Föhren aus den Nadeln während der Photosynthese und ließen die Böden im Sommer stärker austrocknen. Bei einem kurzen Regenguss können sich die Bäume vom erhöhten Trockenstress zwar wieder erholen, bleibt dieser aber aus, ist das Risiko von schweren Schäden oder kompletter Vertrocknung hoch.

Ähnliche Ereignisse, bei denen plötzlich zahlreiche Föhren starben, sind aus anderen trockenen Alpentälern, aber auch aus Ländern wie Spanien, Deutschland und Rumänien bekannt. Es wird nun vermutet, dass auch dabei der Niederschlag im Hoch- und Spätsommer die entscheidende Rolle spielt. Das Wallis und andere trockene Alpentäler seien eine Art Frühwarnregion für die heißeren und trockeneren Zeiten, die auch in anderen Regionen bevorstehen: In Zukunft werden die Regenmengen im Sommer eher abnehmen, während der Wasserverlust durch Verdunstung weiter zunimmt. (cst)

Schweizer Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL 

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