Viele Kunden von Holzbaubetrieben sind von enormen Energiepreissteigerungen bedroht: „Die richtige Watschn folgt im Jänner.“

Holz dominiert in vielen Hotels, so wie hier im Schütterhof in Schladming. Foto: Herbert Starmühler

Gastronomiebetriebe gehören zur Kundschaft vieler Holzbaubetriebe. Einrichtung, Mobilar, bisweilen auch die Außenhaut sind gerne aus Holz, immer wieder gibt es Folgeaufträge. In Südtirol, im Westen Österreichs oder in Bayern bilden Zimmerer und Wirtsleute oft ein jahrzehntelang eingespieltes Team. 

Tischler, Dachdecker und anderen Gewerke kommen dazu. Aber auch am flachen Land oder in Städten wie Wien werden Gasthöfe, Restaurants und Hotels gerne mit feinen Hölzern ausgestaltet.

Dieses Geschäft ist bedroht. Denn Gas- und Strompreis-Steigerungen von mehreren hundert Prozent treffen viele Gewerbebetriebe (nicht zuletzt die Holzbaufirmen selbst), aber wenige so hart wie die Gastronomen. Kühlung, Heizung und Küche benötigen nun mal viel Energie, ein Wiener Schnitzel wird nicht durch gutes Zureden knusprig.

Überall macht sich daher Panik breit: Denn nach den Pandemiejahren sind zwar die Gäste vielerorts zurückgekehrt, aber der Euro sitzt angesichts der Inflation gar nicht mehr so locker. Wo einsparen, wenn nicht zum Beispiel beim Fortgehen, beim abendlichen Restaurantbesuch, beim Skiurlaub etc. etc.?

Stromkosten von 2.976,55 Euro auf 9.182,88 Euro – pro Monat

Die Wiener Gastronomin Christina Hummel präsentierte kürzlich ihre monatlichen Stromkosten im Kult-Kaffeehaus Hummel in der Josefstadt. Sie wies auf die Erhöhung ihrer monatlichen Stromrechnung im Café Hummel von 2.976,55 auf 9.182,88 Euro. dem Branchendienst Gastro.News berichtete sei: „Es ist für uns alle schwer.“

„Die Branche wird es so, wie sie sich jetzt darstellt, im nächsten Frühjahr nicht mehr geben“
Olaf Schöpe, Präsidenten Dehoga

Die große Watsche gibt´s im Jänner!

Hummel: „Ich habe meine Finanzen bestens im Blick. Aber all jene, die nicht monatlich zahlen, sondern erst im Jänner ihre Abrechnung präsentiert bekommen, wird es ordentlich auf den Boden setzten. Und die Folgen werden verheerend sein. Die große Watsche gibt´s im Jänner!“

Was Hummel anspricht ist für Olaf Schöpe, den Präsidenten des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg (Dehoga), bereits Prognose. Er rechnet mit Hotelschließungen durch steigende Energiepreise: „Die Branche wird es so, wie sie sich jetzt darstellt, im nächsten Frühjahr nicht mehr geben“. (Berliner Zeitung)

„Es geht finanziell ans Eingemachte“

Und Mike Pansi, Gastro-Obmann in der Wirtschaftskammer und selbst Koch, berichtete in der Vorarlberger Kronenzeitung von mehr als einer Verdoppelung der Energiekosten in den vergangenen Monaten. „Wir sind an einem Punkt angelangt, wo wir die Mehrkosten gar nicht mehr an den Gast weitergeben können, ohne diesen zu vergraulen. Nach betriebswirtschaftlichen Kriterien müssten wir die Preise eigentlich um bis zu 20 Prozent erhöhen.“ Hinzu komme, dass aufgrund der Teuerung weniger Menschen ins Gasthaus gehen. Die Konsequenz: Für viele Betriebe geht es finanziell ans Eingemachte.

Eine Entwicklung, die der Holzbau zunehmend spüren wird: Gastronomiebetriebe und Hotels schließen, bauen nicht aus – oder verkleinern ihr Angebot. Tischler und Holzbaufirmen verlieren ihr angestammtes Geschäft.

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Kommentar: 

Das vergessene Gewerbe

Die Regierungen in Deutschland und Österreich haben einen blinden Fleck beim Blick auf die Not durch Energiepreis-Explosionen: Das Gewerbe. Das wird praktisch nicht erwähnt. Kleinere oder mittelgroße Betriebe haben vielfach enorme Probleme, fallen aber in der Diskussion um Stützungen und Förderungen durch den Rost. Sind die Branchenvertreter, die Wirtschaftskammern noch im Urlaub? Wir hören keine Aufschreie, keine politischen Forderungen oder gar Reaktionen. Dabei leiden die Gewerbler bereits seit Monaten unter den drei- bis fünffach gestiegenen Energiekosten. 

Herbert Starühler, holzmagazin.com

Bericht in der Berliner Zeitung.
Bericht auf GastroNews.
Bericht in der Kronenzeitung.

(hst)

 

 

 

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