Lange Zeit wurde die Buche einzig als Brennholz benutzt. Während Holzhäuser nun vermehrt in die Höhe wachsen, wächst auch die Nachfrage nach stabilem Buchenholz als Baustoff. Moderne Verfahren ermöglichen seinen Einsatz im konstruktiven Holzbau.

Starke Buche: Im Skitestcenter in Zermatt trotzt die Holzkonstruktion von Fagus Suisse enormen Schneemassen. Foto © Zermatt Bergbahnen

Die Buche ist derzeit in aller Munde. Zum einen weil sie in Deutschland als Baum des Jahres im öffentlichen Interesse steht. Zum anderen weil viele Holzgebäude heute nicht mehr nur aus Fichte und Co. gebaut werden, sondern vermehrt aus Laubholz. Buche boomt.
Für Andrea Frangi ist Laubholz im Allgemeinen und die Buche im Besonderen ein hochwertiges Material, das man wie einen Ferrari einsetzen könne. Der Professor am Institut für Baustatik und Konstruktion an der ETH Zürich sieht Laubholz als Ergänzung von Nadelholz. Besonders die hohe Festigkeit des Holzes sticht heraus.

Vom Brennholz zum Baustoff
Schon länger ist bekannt, dass Buche nicht nur als Brennholz verwendet oder zu Möbeln verarbeitet werden kann, sondern auch als Baustoff funktioniert. Vielleicht aber mussten erst Holzhäuser in die Höhe, Holzkonstruktionen in die Breite schießen, um Architekt:innen und Unternehmen darauf zu bringen, dass die Buche für diese Bereiche wie gemacht ist. Ein Problem hatte die Buche aber lange Zeit: Sie war sehr sperrig in der Verarbeitung.
Buche ist nicht so weich, geradwüchsig und astarm wie etwa Fichte. Im vergangenen Jahrzehnt haben Unternehmen aber Verfahren entwickelt, Buchenholz in großem Stil zu verarbeiten. Im thüringischen Creuzburg etwa machen sie das bereits seit sieben Jahren.

Modernes Furnierschichtholzwerk in Thüringen

120 Mio. € hatte die Firma Pollmeier damals in ein Furnierschichtholzwerk investiert. Damit waren sie weltweit die ersten, die Laubholz industriell zu Furnierschichtholz verarbeiten konnten. Vereinfacht gesagt werden Buchenstämme im Werk via Heißwasserbäder und Schälmaschinen zu langen Furnierstreifen verwandelt. Die vielen Streifen mit einer Stärke von 3,6 mm werden nach einer technischen Trocknung zu einer Endlosplatte verleimt. Aus dieser werden Lamellen gesägt, diese wiederum in entsprechende Größen gepresst. So gelingt es Pollmeier, etwa riesige Tragkonstruktionen aus Buchenholz zu erstellen. Die „BauBuche“, wie die Firma ihr Produkt nennt, kommt etwa in Hallen als Konstruktion mit großen Spannweiten zum Einsatz, in mehrgeschossigen Bürogebäuden, im Stützenbereich eines Bankgebäudes in Stavanger, Norwegen (siehe dazu holzmagazin 03-22).

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Die BauBuche der Firma Pollmeier kommt etwa bei Tragekonstruktionen mit großen Spannweiten zum Einsatz. Foto © Alex Schmitt/Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG

Buche, die Alleskönnerin
Auch die Firma Fagus Suisse hat das Potenzial der Buche erkannt. Das Unternehmen aus Les Breuleux stellt aus Buche (lat. Fagus) und anderen Laubhölzern wie Esche oder Eiche Elemente für den konstruktiven Holzbau her. Sie wurden etwa im Skitestcenter im schweizerischen Zermatt eingesetzt, wo die Konstruktionen aus starkem Buchenholz enormen Schneelasten trotzen müssen. Die wesentlich höhere Festigkeit von Buchenholz ermögliche große Spannweiten, sagt Christoph Spinnler von Fagus Suisse. Zudem schlankere Dimensionen. „Buche kann Beton und Stahl ersetzen“, so Spinnler. In Regensdorf nahe Zürich wird im kommenden Jahr ein 74 m hohes Hochhaus aus Fagus-Buche gebaut.

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Die neue Werkhalle der Schindler + Scheibling AG in Saland mit 16 m Höhe und 80 m Länge verfügt über Kranbahnen aus Fagus-Buche. Foto © Fagus Suisse

Buche und Klimawandel
Aber hat die nun scheinbar beginnende Zukunft der Buche als Baustoff im konstruktiven Holzbau auch Zukunft? Thema Klimawandel: Kommt sie mit vermehrten Trockenperioden zurecht?
Wie alle heimischen Baumarten leide auch die Buche unter extremer Dürre, sagt Ulrich Kohnle, Leiter der Abteilung Waldwachstum an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg. „Im anhaltenden Klimawandel muss daher auch bei Buche damit gerechnet werden, dass mehr Bäume absterben als in der Vergangenheit“. Bis Mitte/Ende des Jahrhunderts sei aber nicht anzunehmen, dass die Buche in weiten Teilen des Landes als wichtige Waldbaumart verschwunden sein werde. Manfred Lexer glaubt an eine Verschiebung in den Höhenzonen: „Mehr Buche kommt in Zukunft nicht aus den Tieflagen, sondern aus den Bergwaldbereichen“, sagt der Leiter des Instituts für Waldbau an der Universität für Bodenkultur in Wien. In den Höhenzonen werde die Buche viel konkurrenzfähiger gegenüber Fichte und Tanne sein. „Dort, wo heute Buche in den Tieflagen vorkommt, wird es in Richtung Eiche gehen.“

Text: Christian Engel 

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