Im Eiltempo haben zwei Unternehmer in der Nähe von Freiburg eine Firma gegründet, die schlüsselfertige Holzhäuser herstellt. 100 Ein- und Mehrfamilienhäuser will die Holzhaus Fabrik aus Breisach künftig pro Jahr liefern. Dabei hilft eine Hightech-Produktionsstraße aus der Schweiz.

Wenn die Technowood TW Mill E loslegt, könnten es sich die Mitarbeiter:innen der Holzhaus Fabrik eigentlich in Liegestühlen gemütlich machen, Sprudel durch Röhrchen schlürfen, und genießen, dass die Maschine die Arbeit für sie übernimmt. Sie fräst, sägt, dreht und wendet so flott, dass sie ein Einfamilienhaus in zweieinhalb Tagen zusammenschustert. Dafür würde Menschenhand ohne maschinellen Support zweieinhalb Wochen brauchen.

Der Holzweg ist das Ziel
Das beschriebene Szenario war natürlich stark überspitzt dargestellt, hält aber auch Wahrheit inne. Natürlich wird bei der Firma in Breisach bei Freiburg weitergearbeitet, auch wenn die Maschine schuftet. Die Arbeitenden sin und bleiben essenziell, denn die Maschine aus der Schweiz kann zwar vieles, aber nicht alles. Die Elementierung etwa geschieht händisch und oben drauf braucht die Maschine Kontrolle. Ob sie alles so umsetzt, wie es die Mitarbeiter:innen zuvor am Computer geplant und gezeichnet haben. Nichtsdestotrotz ist die Technowood TW Mill E eine enorme Entlastung für alle Arbeiter:innen. Die Hightech-Produktionsstraße ist das Kernstück des Unternehmens, die Grundlage für das Erreichen der gesteckten Ziele: 100 schlüsselfertige Holzhäuser pro Jahr zu produzieren.

Firmengründung und Werkhallenbau in zwölf Monaten
Die Idee, Holzhäuser in großem Stil in einer Fabrik zu produzieren, hatten Heiko Dietzenbach und Sascha Gehring vor gerade mal 18 Monaten. Die beiden Freunde – Dietzenbach gelernter Zimmermann, Gehring einst Geschäftsführer eines Automobilzulieferers – hatten diese Vision erst unabhängig voneinander gehabt. Im Frühjahr 2021 waren sie dann zusammengesessen und haben ihre Ideen vereint. Das bescherte in Folge schlaflose Nächte, denn es gab viel zu tun: Grundstück für die Firma finden, Baugenehmigung einreichen, Businessplan erstellen, Banken überzeugen, die Produktionsstraße in der Schweiz bestellen. Im November 2021 war Baubeginn, im April dieses Jahres konnte das erste Haus gefertigt werden, seither wurden bereits 14 Einheiten umgesetzt. Heiko Dietzenbach und Sascha Gehring lieben es, wenn es schnell vorwärts geht.

Schweizer Qualitätstechnik
Für ihre effizienten Vorhaben haben sie in der Technowood die ideale Unterstützung gefunden. Sie erstreckt sich in der Werkhalle über 56 Meter Länge und 14 Meter Breite – und verfügt über unzählige Möglichkeiten. 36 Werkzeuge sind in der Holzfertigungsmaschinerie integriert, mitunter Bohrer in verschiedensten Größen oder Sägeblätter in unterschiedlichen Durchmessern. Sie fräst, sie nagelt, sie klammert – alles CNC-basiert, präzise, flott und zuverlässig. Und wenn die Mitarbeiter:innen sie bitten, eine tonnenschwere Außenwand zu wenden – na, dann packt sie eben zu und wendet diese.

Holz aus dem Schwarzwald
Fichte und Tanne – davon gibt es im umliegenden Schwarzwald genug. Und genau dieses Holz wird am meisten verwendet in der Holzhaus Fabrik. 95 Prozent ihrer Projekte bestehen aus Fichte und Tanne, die von regionalen Sägewerken vorgefertigt geliefert werden. Das Holz wurde auf 16 Prozent Holzfeuchte getrocknet, ist aber sonst unbehandelt: „Bei diesem Trocknungsgrad hat das Holz für uns die optimale Qualität“, sagt Heiko Dietzenbach. Auch Buchenholz hat die Firma im Repertoire, wenn für statische Herausforderungen ein besonders hartes Holz gebraucht wird. Die Holzhaus Fabrik legt viel Wert auf Regionalität, wie Geschäftsführer Sascha Gehring sagt. Es soll allerdings auch über den Tellerrand hinausgeschaut werden, etwa nach Skandinavien. Man habe, sagt Gehring, bereits mit Holz aus Finnland experimentiert. Details will der 38-Jährige dazu bislang aber nicht verraten.

7000 Technowood-Wohnungen?
Mit welchem Holz auch immer: Der Baustoff Holz hat laut Sascha Gehring großes Potential für die Zukunft. Durch die Produktionsweise und die Technowood sei man sehr schnell und könne außerdem auf individuelle Wünsche der Kund:innen eingehen. Ein- und Mehrfamilienhäuser wolle man vordergründig bauen, aber auch Sonderbauten wie Lagerhallen oder Anbauten von Schulen und Kitas. In Freiburg etwa entsteht in den kommenden Jahren ein Stadtteil mit fast 7000 Wohnungen, wovon ein Großteil aus Holz gebaut werden soll – „wir stehen bereit“, sagt Gehring. Im Liegestuhl fläzt sich die Belegschaft der Holzhaus Fabrik in Breisach jedenfalls nicht.

Text: Christian Engel 

 

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