Es ist die wichtigste Zukunftsfrage für die Holzbranche: Was bedeutet verantwortungsvolle Baukultur? Und wie kann sie sich durchsetzen? Im Interview: Karin Stieldorf, Leiterin der Arbeitsgruppe für Nachhaltiges Bauen an der TU Wien.

Ein Wandel in der Baukultur sei eminent wichtig, sagt Karin Stieldorf von der TU Wien. Foto: Fernanda Nigro

holzmagazin: Wie kann die Baubranche zukünftig verantwortungsvoller mit dem Planeten umgehen?

Karin Stieldorf: Wenn man alle Bereiche der Baubranche miteinbezieht, ist sie für rund 40 % der Emissionen verantwortlich. Ein Wandel in der Baukultur ist also eminent wichtig. Das geht von der Raum- und Regionalplanung über die Wahl der Gebäudetechnik hin zur Bauweise.

Welche Baustoffe sind Mittel der Wahl für die Klimawende?

Das lässt sich nicht pauschal sagen. Es geht darum, regional verantwortlich zu agieren. In der Subsahara-Region ist etwa Lehm ein entscheidender Baustoff , in Mitteleuropa ist Holz mehr verfügbar und daher zu bevorzugen. Es gilt, hybrid zu denken, etwa Lehm und Holz zu kombinieren. Und es zahlt sich aus zu fragen: Wie wurde denn früher gebaut? Traditionelle regionale Baukulturen geben uns oft wichtige Antworten auf Zukunftsfragen. Aber die Vergangenheit zu kopieren reicht auch nicht.

Österreich soll 2040 klimaneutral werden – wie kann die Baubranche konkret zu diesem Ziel beitragen?

Es gilt, Gebäude energieeffizient und kreislauffähig zu planen und möglichst viele regionale und nachwachsende Rohstoffe einzusetzen. Den größten Anteil davon wird Holz ausmachen.

Hier äußern Kritiker:innen immer wieder, dass die intensive Abholzung zu einer Überlastung der Wälder und einem Engpass des Rohstoffes führen würde.

Die Bedenken sind berechtigt. Was viele nicht wissen: Am Ende des Mittelalters war Mitteleuropa nahezu abgeholzt. Das darf nicht wieder passieren. Darum ist holzsparendes Bauen, etwa bei Wandaufbauten, ein großer Zukunftstrend. Und es braucht eine viel stärkere Nutzung des Bestands. Pro Jahr wird in Österreich eine Fläche in der Größe von Eisenstadt zugebaut. So kann es nicht weitergehen. Irgendwann wäre Österreich voll mit Häusern. Wo bauen wir dann noch Getreide und Gemüse an?

Was fällt denn noch unter „holzsparende Trends“?

Es gibt inzwischen viele Schrauben, an denen man drehen kann. Etwa durch hybrides Bauen. Die Demontierbarkeit wird auch immer wichtiger. Und nicht zuletzt bietet die Vorfertigung ein hohes Einsparungspotenzial. Modulares Bauen ist sehr effizient, dafür kann man auch längere Transportwege in Kauf nehmen.

Das vivihouse steht sinnbildlich für den Trend zur Kreislaufwirtschaft in der Baukultur. Fotos: GBstern Katharina Fohringer; Raumposition Dennis Wizke

Welche Änderungen braucht es in den Köpfen der Baubranche, damit sich diese Trends durchsetzen?

Wir müssen wegkommen vom Denken, dass nur reine Holzbauten positiv sind. Ein hoher Anteil an Holz genügt oft schon. Beton hat ja auch Vorteile, in der inneren Struktur kann ein Einsatz sinnvoll sein. Man kann etwa mit Stützen und Platten aus Beton die Decken weit spannen, das ermöglicht einen flexiblen Grundriss. Daneben braucht es einen Fokus auf Holzbau in den Ausbildungen. Wo bisher weniger mit Holz gebaut wurde, fehlt es an Expert:innen. Es braucht schlichtweg Zeit, um diese auszubilden.

Was gilt es denn abseits der Baubranche noch zu tun, damit sich Holz als primärer Baustoff in Mitteleuropa durchsetzt?

Die Rolle der Forstwirtschaft ist nicht zu unterschätzen. Der Begriff Nachhaltigkeit kommt ja von dort. Nur mit nachhaltig bewirtschafteten Wäldern ist der Einsatz von Holz sinnvoll. Dazu gehört auch, dass Bauunternehmen auf regionales Holz setzen und nicht aus fernen Ländern importieren.

Welche Bauprojekte aus Holz sind für Sie denn Musterbeispiel? Die Arbeit von Henning Larsen gilt etwa als Best Practice.

Das Management Center Innsbruck von Henning Larsen ist sicher ein Best Practice. Es ist pragmatisch, modular und gestalterisch ansprechend gebaut. Daran sieht man, wie groß der ästhetische Spielraum beim modularen Einsatz von Holz ist. Der optische Unterschied zu Projekten von David Chipperfield ist nicht groß und das Gebäude ist aber aus Holz. Die schöne Botschaft dahinter: Großvolumige Gebäude aus Holz sind möglich. Ich muss aber dazusagen, dass das nur in bestimmten Regionen sinnvoll ist. Es gibt in letzter Zeit etwa die Tendenz, auch in Ländern mit heißem Klima große Holzprojekte umzusetzen. Man sollte es dort auch nicht ganz weglassen, aber mit Augenmaß einsetzen.

(Interview und Text: Adrian Engel)

Daten & Fakten

  • Zusammen mit dem Österreichischen Netzwerk für Strohballenbau (asbn), der Zimmerei Berger und anderen Kooperationspartner:innen haben Architekturstudierende der TU Wien das „vivihouse“ entwickelt. Das innovative Bausystem dient zur Errichtung mehrgeschossiger Gebäude für gemischte Nutzungen. Es basiert auf einer modularen Holzskelettbauweise, die speziell für den Einsatz ökologischer Rohstoffe optimiert ist: Strohballen als Dämmstoff, Holzrahmen oder Kalk- und Lehmputze. Im Sommer 2020 wurde der vivihouse-Prototyp in Wien als dreigeschossiger Pavillon aufgestellt. Als nächsten Schritt will das Team ein fünf- bis sechsgeschossiges vivihouse realisieren. Das Ziel dahinter: den Holzbau in die Stadt zurückbringen.

Kommentare  

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