Mit dem VELUX Sunlighthouse der Hein-Troy-Architekten in Pressbaum und dem Einfamilienhaus des Architekten Pascal Gontier in Paris existieren seit Kurzem zwei nennenswerte Objekte, die wichtige Erfahrungen für den heimischen Holzbau gebracht haben.

Die beiden Häuser können von ihrem Umfeld her gesehen kaum unterschiedlicher sein. Während das VELUX Sunlighthouse bewusst in eine für Österreich typische Hanglage im ländlichen Raum gesetzt wurde, ist in der Metropole Paris ein mehrgeschoßiges Holzhaus entstanden. Beide Häuser haben auf Anhieb großes Aufsehen erregt und könnten wegweisend für weitere Projekte dieser Art werden.
Das VELUX Sunlighthouse hat im Oktober 2010 seinen Probebetrieb aufgenommen.  Damit startete auch die Evaluierung seitens der Donau-Uni Krems, die im Zuge ihres Monitorings nun feststellen möchte, ob die zuvor errechneten Daten auch tatsächlich mit den Werten der praktischen Nutzung übereinstimmen. „Wir konnten als Team auch ein Wochenende dort verbringen, gemeinsam kochen und im Haus übernachten“, berichtet der Architekt Juri Troy, der das Haus nun im Selbsttest erfahren hat. „Für mich war vor allem das Licht in den Räumen faszinierend, und es hat überall nach frischem Holz geduftet“, erinnert sich Troy. Für ihn stimmt insbesondere das Gesamtpaket, das dieser für Österreich bestimmte Prototyp anbietet. „Es geht um mehr als die bloße Energieoptimierung. Als Architekt sollte man einen ganzheitlichen Ansatz verwenden und sowohl formal als auch hinsichtlich der Beziehung zum Umfeld Akzente setzen. Wir wollten von Anfang an keine energieoptimierte Kiste bauen, sondern ein lebens­optimiertes Haus schaffen“, fügt der Architekt hinzu. Das VELUX Sunlighthouse wird noch bis zum Sommer einige Monate zu besichtigen sein, bevor es einer Familie übergeben wird. Mittlerweile haben sich schon einige Interessenten gemeldet.  Bis dahin sind die gesammelten Ergebnisse der wissenschaftlichen Betreuung sicherlich noch mit gewissen Einschränkungen zu bewerten, da sie nicht wirklich die Gegebenheiten der Praxis widergeben. Den Architekten ist auch bewusst, dass sie hier einen Prototypen errichtet haben, der so nicht gleich in Serie gehen kann. Sie haben allerdings gezeigt, was handwerklich heute bereits möglich ist und sie haben – ähnlich wie in der Formel 1 – Maßstäbe gesetzt, die nun genauen Analysen unterzogen werden und künftig in Projekte mit größerer Breitenwirkung einfließen können.Europaweit sollen insgesamt sieben solcher Prototypen entstehen, die vom Konzept her den landestypischen Gegebenheiten entsprechen.
Den Anfang hat VELUX in Dänemark gemacht und neben dem Haus in Österreich folgen gegenwärtig Projekte in Deutschland, Frankreich und Großbritannien, wobei beispielsweise in Deutschland eine bestehende Doppelhaushälfte aus den 50er-Jahren neu adaptiert wurde.

Urban proofed
Das Objekt in Paris, das von Berchtold Holzbau in Passiv­bauweise errichtet wurde, ist dagegen eine Erfahrungsschatzkiste ganz anderer Natur. Hier konnte man vor allem Erkenntnisse gewinnen,  die mit der Abwicklung eines solchen Projektes aus einer größeren Dis­tanz zu tun haben. „Aufgrund der Entfernung zur Baustelle musste alles bis in das kleinste Detail vor Ort in Vorarlberg geplant werden. Die Herausforderung lag insbesondere in der Kommunikation, zumal es natür­lich auch eine Sprachbarriere gibt“, erinnert sich Thomas Berchtold. So wurden im Zuge dieses Projektes unzählige Mails verschickt, worin beispielsweise Handskizzen enthalten waren. Eine zusätzliche Hürde lag in der urbanen Situation, weshalb einerseits auf sehr engem Raum gearbeitet werden musste und es galt, diverse Bestimmungen zum Lärmschutz etc. zu kennen und einzuhalten. Generell bedeuteten auch andere Normen und adminis­trative Regelungen eine Umstellung, die eben durch intensive Kommunikation gemeistert werden konnte.
„In Frankreich gilt beispielsweise haftungsrechtlich eine­ 10-Jahres-Versicherung, weshalb man dort entweder einen Partner haben muss oder eine Filiale zu gründen wäre. Wir haben uns bei diesem Projekt für die erste Variante entschieden“, so Berchtold, der den Schritt nach Frankreich trotz der besonderen Umstände­ keineswegs bereut. Kein Wunder, denn das Einfamilienhaus des Pariser Uniprofessors, der sich mit nachhaltigem Bauen befasst, macht mittlerweile in Frankreich Furore. Dies nicht nur wegen seiner auffällig schwarzen und neuartigen Fassadenelemente, sondern auch wegen des besonderen Lüftungssystems, das auf der Kaminwirkung beruht und natürlich auch aufgrund des Materials, das in Paris noch etwas Exotisches an sich hat. 
Inklusive der Spenglerarbeiten und der Abdichtungen am Dach konnte das Haus innerhalb von vier Wochen fertiggestellt werden.  Neben den für eine Familie typischen Wohnräumen sind in dem Objekt eine Garage, ein Technik- und ein Bastelraum sowie eine Bibliothek untergebracht. Gerade in der Stadt sorgt auch die Dachterrasse für zusätzlichen Komfort. 
Thomas Duschlbauer

Quelle: hba
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