Das Schreckgespenst vom sterbenden Wald ist verschwunden, heute stehen in Österreich zu viel Bäume in den Wäldern als (unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten) optimal wäre. Die Landwirtschaftskammer, ein Forstbesitzerverband und ein Holzbau-Professor haben am Dienstag die Werbetrommel für die Nutzung von Holz als Rohstoff bzw. zur Energiegewinnung gerührt.

In den österreichischen Wäldern, die heute knapp 48 Prozent der österreichischen Staatsfläche bedecken, wachsen jedes Jahr rund 30 Mio. Festmeter Holz nach, von denen 20 bis 22 Millionen verwertet werden. "Wir können ohne Schwierigkeiten jedes Jahr fünf bis sechs Millionen Festmeter nachhaltig mehr nutzen als heute", sagt Rudolf Rosenstatter vom Waldverband Österreich, in dem 60.000 kleine (bis 200 Hektar) Waldbesitzer zusammengeschlossen sind.

Holzbau: Verdopplung des Marktanteils möglich
TU-Professor Wolfgang Winter, ein Spezialist für Holzbauten, glaubt, dass "die Verdoppelung des Holz-Anteils von derzeit knapp 10 Prozent Marktanteil ein realistischer Wert wäre". Die Aufbringung aus österreichischen Wäldern wäre Winters Ansicht nach "problemlos möglich". Von den 1,1 Mrd. Kubikmeter Bäume, die es in Österreich gibt, könne man 200 Millionen entfernen/nutzen und den Wald dabei sogar gesünder und ertragreicher machen: "Viele der Bäume, die wir haben, sind zu alt und groß." Nach den derzeitigen Kalkulationen koste ein Rohbau aus Holz um rund 10 Prozent mehr als einer aus Beton, ein Unterschied, der sich bei vermehrtem Einsatz von Holz im Bau mittelfristig ausgleichen werde. Derzeit stünden die Bauordnungen einer umfangreicheren Nutzung im Weg.

Holz als Baustoff

Aus technischer Sicht könne Holz problemlos mit den anderen Baustoffen konkurrieren, auch in Hochhäusern mit bis zu 20 Geschoßen könnte Holz (zusammen mit Stahl) für die tragenden Elemente verwendet werden, sagte Winter. Die Pressekonferenz fand im Kuppelsaal der Technischen Universität in Wien statt. Der Saal im Dachgeschoß des im 19. Jahrhundert erbauten Gebäudes liegt unter einer unter Federführung Winters sanierten Konstruktion, für die 150 Kubikmeter Holz verwendet wurden.

Naturschutz vs. "wirtschaftliche Vorzüge"
Gerhard Wlodkowski, Präsident der Landwirtschaftskammern, wandte sich trotz des potenziellen Überschusses dagegen, die wirtschaftliche Nutzung des Waldes in Österreich weiter zu beschränken. Derzeit seien rund 25 Prozent des Waldes unter Naturschutz gestellt, "wenn wir weitere Flächen unter Schutz stellen, können wir diese nicht mehr aktiv bewirtschaften und deren Vorzüge nutzen".
Holz solle in erster Linie als Rohstoff für die Industrie bzw. als Baustoff verwendet werden, für die Erzeugung von Raumwärme stünden die nicht zu knapp anfallenden Nachprodukte zur Verfügung. Welchen Anteil Holz für die österreichische Raumwärmeerzeugung bestenfalls beitragen könnte, wollte Wlodkowski nicht beziffern. Aktuell gibt es in Österreich rund 1.500 Heizwerke für die Nahwärmeversorgung. Laut Statistik Austria verwenden 1,4 Millionen Haushalte, knapp 40 Prozent, Holz oder Holzprodukte zur Wärmeerzeugung.

Quelle: APA
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