Die Produktion der Österreichischen Möbelindustrie ging im 1. Halbjahr 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 6,9 Prozent oder 61,7 Mio. Euro auf knapp 830 Mio. Euro zurück. Die Exporte sanken um 3,4 Prozent. Möbel aus dem Ausland hatten es im österreichischen Markt noch schwerer als im vergangenen Jahr, die Importe fielen um weitere 4,2 Prozent.
Der baumann-Messestand auf der imm cologne. (Foto: imm cologne)


„Nach dieser ersten Zwischenbilanz ist trotz des positiven Klimas zum Jahresauftakt die Konjunkturbelebung in Europa nicht in Schwung gekommen“, so Dr. Georg Emprechtinger, Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie, „auch in Österreich war das schon bald spürbar, obwohl die Konsumlaune lange Zeit angehalten hatte. Die Nachfrage nach Möbeln ging dennoch zurück. Um ein größeres Stück vom Kuchen zu bekommen, müssen wir unsere Stärken besser ausspielen und gemeinsam mit dem Handel mehr Nähe zum Kunden schaffen, ihn auf emotionaler Ebene erreichen und seine Bedürfnisse differenzierter ausloten. Stärker die Initiative zu ergreifen, ist angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtlage in Europa, in der Verunsicherung und Ungewissheit wieder zugenommen haben, umso wichtiger.“
 
Produktion: Küchen, Matratzen und Sitzmöbel behaupteten sich
Küchenmöbel konnten in der ersten Jahreshälfte um 2,8 Prozent auf knapp 122,7 Mio. Euro zulegen, auch die Hersteller von Matratzen behaupteten sich mit einem Plus von 3,4 Prozent auf 57,2 Mio. Euro gut. Die im Vorjahr stark rückläufige Sitzmöbelsparte konnte mit plus 0,4 Prozent auf 107.3 Mio. Euro das Niveau halten. Die übrigen Sparten hatten teils erhebliche Verluste zu verkraften: Auf die Sparte Wohnmöbel entfiel mit einem Minus von 31,6 Mio. Euro (-8,1 %) mehr als die Hälfte des gesamten Produktionsrückgangs. Prozentual traf es mit minus 25,5 Prozent die Ladenmöbel, worunter sich zahlreiche Tischlereien gruppieren, am stärksten, deren Produktion somit um 23,6 Mio. Euro geringer war. Die Hersteller von Büromöbeln schlossen die erste Jahreshälfte 2014 mit einer Abnahme von 9,4 Prozent auf 115,9 Mio. Euro ab.
 
Exportsituation noch immer unbefriedigend
Die Exporte sanken um 3,4 Prozent oder knapp 14,2 Mio. Euro auf 396,6 Mio. Euro, wobei sich der negative Trend gegenüber dem Vorjahr abgeschwächt hat (1. HJ 2013: -7,0 %). Hauptabnehmer österreichischer Exportmöbel waren zu über 90 Prozent europäische Länder, allen voran die EU27 und die Schweiz. Erfreuliche Zuwächse im Auslandsgeschäft konnten die Hersteller von Küchen (+9,4 %) sowie von Matratzen / Sprungrahmen (+14,9 %) verzeichnen. Alle übrigen Sparten mussten ihren Export zurückschrauben.
 
Länderbeispiele Export
Rund vier von zehn der aus Österreich exportierten Möbeln wurden auf dem deutschen Markt gekauft: Insgesamt führte Deutschland als wichtigster Handelspartner Möbel im Wert von 166,9 Mio. Euro ein. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einem Rückgang von 4,7 Prozent. Einzig Küchenmöbel und Matratzen konnten hier mit einem Plus von 31,4 bzw. 16,7 Prozent punkten. Platz zwei unter den wichtigsten Handelspartnern belegt die Schweiz mit 75,6 Mio. Euro – ein erfreuliches Plus von 6,7 Prozent in einem im Hinblick auf Qualität und Design sehr anspruchsvollen Markt. Verbessern konnten sich allen voran die Sparten Matratzen / Sprungrahmen (24,7 %) und Sitzmöbel (15,5 %).
Der drittgrößte Exportmarkt für die österreichische Möbelindustrie ist Polen mit 20,3 Mio. Euro. Allerdings war die Entwicklung wie bereits im Vorjahr negativ (-4,1 %).
Um 8,7 Prozent auf 13,8 Mio. Euro gingen die Exporte nach Italien zurück – die Nation steuert weiter auf noch höhere Staatsschulden zu.
Auf Platz fünf folgt Ungarn, das österreichische Möbel im Wert von 12,8 Mio. Euro einführte – 29,9 Prozent weniger als im Vorjahr.
Die Exporte in den asiatischen Raum konnten um 42,1 Prozent auf 21,8 Mio. Euro gesteigert werden, auch die Ausfuhren in das stärkste asiatische Abnehmerland China wuchsen um 20,6 Prozent auf 7,5 Mio. Euro.
 
Importmöbel in Österreich weniger gefragt
Verstärkt hat sich der Trend zu weniger Importmöbeln auf dem österreichischen Markt: Die Einfuhren sanken gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 4,2 Prozent oder rund 36 Mio. Euro auf rund 827 Mio. Euro (1. HJ 2013: -2,5 %). Im Unterschied zum Vorjahr, in dem Küchenmöbel, Büromöbel und Matratzen / Sprungrahmen entgegen der allgemeinen Tendenz höhere Importzahlen aufwiesen, gilt 2014 der rückläufige Trend für alle Sparten. Allein bei Wohnmöbeln ging das Importvolumen um 16,3 Mio. Euro (-6,0 %) zurück.
 
Aus Deutschland wurden Möbel im Wert von knapp 413,5 Mio. Euro eingeführt – 7,9 Prozent oder fast 35 Mio. Euro weniger als im Vorjahr. Der Großteil des Rückgangs betraf mit mehr als 28 Mio. Euro vorrangig Sitz- und Wohnmöbel. Auch im Vergleichszeitraum 2013 hatten es deutsche Möbelhersteller schon schwer auf dem österreichischen Markt (-3,2 %). China hingegen konnte sich – anders als im Vorjahr (-10,9 %) – mit einem leichten Plus von 2,2 Prozent auf 71,6 Mio. Euro wieder stabilisieren. Fast gleich auf liegt mit 69,2 Mio. Euro Polen, das bei 0,8 Prozent Plus ebenfalls sein Niveau gehalten hat. Für Italien ging es im Außenhandel mit Österreich weiter abwärts: Nach einem Minus von 3,1 Prozent im Vorjahr sank die Quote nun um 6,6 Prozent auf 58,4 Mio. Euro. Erneut fällt unter den osteuropäischen Ländern Rumänien auf: Das Land konnte seine Ausfuhren im Vorjahreszeitraum bereits um 22,2 Prozent steigern, jetzt noch einmal um 23,5 Prozent und erreicht damit ein Volumen von 36,2 Mio. Euro – weit mehr als beispielsweise Tschechien oder Ungarn.
 
„Bei den Einfuhren stimmt bedenklich“, so Dr. Georg Emprechtinger, „dass die Hersteller aus Deutschland qualitativ in derselben Liga spielen wie die österreichischen. Trotzdem sehen sie sich wiederholt mit Absatzschwierigkeiten konfrontiert, während weit kostengünstiger produzierte Möbel aus Asien und Osteuropa sich behaupten oder gar gewinnen.“ Die Branche brauche ein vernünftiges Preisniveau hier im Inland und den europäischen Kernmärkten, damit sie die hohen Standards in Qualität, Umweltschutz und Nachhaltigkeit für die Zukunft bewahren könne. „Das setzt beim Verbraucher ein Bewusstsein für den Wert von Möbeln voraus, die von Menschen unter vernünftigen Arbeitsbedingungen mit Sorgfalt und Leidenschaft gefertigt werden“, so Emprechtinger, „und dieses Bewusstsein gewinnen wir, indem wir die Menschen für unsere Marken und Produkte begeistern. Die Hersteller und die Partner des Handels sind hier gefragt, den Kauf von Möbeln attraktiver zu gestalten und für Transparenz zu sorgen. Deshalb setzt sich die Österreichische Möbelindustrie gemeinsam mit anderen nationalen Herstellerverbänden und EFIC für einen klaren, einheitlichen und vor allem zügig vom Europäischen Parlament umzusetzenden Herkunftsnachweis für Möbel ein“.
 
 
Statement Dr. Georg Emprechtinger: Werte kommunizieren
Vorsitzender der Österreichischen Möbelindustrie
 
Die mittelständisch geprägte Österreichische Möbelindustrie steht in der Branche international für Spitzenleistungen in Qualität, Design und Technik. Ihre Fachkräfte sind hervorragend ausgebildet und verbinden die handwerkliche Kunst des Möbelbaus mit modernsten Produktionsverfahren und reibungsloser Logistik. 

Traditionell ist der D-A-CH-Raum Kernmarkt für die Österreichische Möbelindustrie. Doch die Internationalisierung schreitet voran, und Möbel „made in Austria“ haben sich erfolgreich in globalen Zukunftsmärkten etabliert. Auch dort spielt die Herkunft unserer Möbel eine große Rolle, weil sie für Werte wie solide Verarbeitung, zuverlässige Funktion und Nachhaltigkeit steht. Dieses Image ist ein Versprechen – und wertvolles Vertrauenskapital.
 
Das hohe Qualitätsniveau und die Innovationskraft der österreichischen Möbelhersteller beruhen auf überwiegend heimischer Produktion. Durch kontinuierliche Investitionen in die Standorte sichern die vielfach familiengeführten Betriebe ihre Wettbewerbsfähigkeit und damit attraktive Arbeitsplätze und Ausbildungschancen im Land.  Das Verbraucherbewusstsein für nachhaltige und langlebige Produkte ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Branche muss dieses aufkeimende Bewusstsein stärken – die Zukunft liegt in der Kommunikation von Werten und nicht im Ringen um den niedrigsten Preis.

Weitere Information: www.moebel.at
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