Nach eineinhalb Bauzeit wurde das Leuchtturmprojekt für Bauen mit Laubholz der ETH Zürich eingeweiht: Das "House of Natural Resources" soll unter anderem als Forschungslabor dienen.
Auf die beiden unteren Geschosse, die in Betonbauweise errichtet sind, wurde die Holzrahmenkonstruktion aufgesetzt. Foto: ETH Zürich/Marco Carocari
Die Bauweise des „House of Natural Resources“ auf dem Hönggerberg ist einzigartig. Eine Weltneuheit ist etwa die Holz-Beton-Verbunddecke mit Buchenholz, die ähnlich gute Trageigenschaften wie Stahlbetondecken hat. Eine rund vier Zentimeter starke Buchenholz-Furnierplatte dient sowohl als Schalungselement als auch als Armierung. Auch die Dachkonstruktion mit einer Buchenholzdecke, bei der Holzlamellen kreuzweise angeordnet wurden, ist einzigartig: Die Lasten werden so wie bei einer Betondecke in zwei Richtungen verteilt.
 
Die Rahmenkonstruktion des Gebäudes, das sowohl als Bürouhaus als auch als Forschungslabor genutzt werden soll, besteht ebenfalls aus Holz. Die Stützen sind aus Eschenholz, die Träger aus Esche und Fichte zusammengesetzt, um die Festigkeit zu erhöhen. Ein Kabel, das im Innern durch das Holz verläuft, spannt die Träger vor, wodurch sie sich selbst zentrieren. Die gesamte Tragkonstruktion ist besonders verformbar, was sie deutlich erdbebensicherer macht.
 
Sechs ProfessorInnen aus den Instituten für Baustatik und Konstruktion, für Baustoffe sowie für Technologie in der Architektur waren mit ihren Forschungsgruppen am Bau des „House of Natural Resources“ beteiligt und haben ihre Forschungsprojekte direkt am Bau realisiert. Gemeinsam wollen sie nun die von ihnen entwickelten Technologien über einen längeren Zeitraum testen und so herausfinden, wo die Vorteile und Schwachstellen liegen. Die Wissenschaftler haben im Haus ein umfangreiches Monitoringsystem installiert, mit dem erfasst wird, wie sich das Gebäude über die Jahre verändert. Die Feuchtigkeit in der Holzrahmenkonstruktion wird regelmässig gemessen und Verformungen mit einem Tachymeters aufgezeichnet. Spezielle Sensoren messen die relative Verschiebung zwischen Holz und Beton in der Verbunddecke.
 
Versuchsfeld ist auch die Fassade des Hauses. An einem Teil der Gebäudehülle haben die Wissenschaftler eine adaptive Solarfassade montiert, die aus beweglichen Dünnschicht-Solarzellen besteht, die sich mittels druckluftgesteuerten Antrieben bewegen lassen. Auch auf dem Dach befinden sich Solarmodule, die dem Sonnenstand nachgeführt werdne können. Das System aus zweiteiligen Holzlamellen nutzt dabei die Eigenschaft des Holzes, bei Änderung der relativen Luftfeuchte zu quillen bzw. schwinden. Zwei Holzschichten mit unterschiedlicher Faserorientierung werden dazu aufeinander geklebt, verändert sich die Luftfeuchte, verbiegen sich die Schichten entsprechend und es entsteht ein bewegliches Holzelement.
 
„Das House of Natural Resources ist ein schönes Beispiel für gelebte Interdisziplinarität“, so ETH-Präsident Lino Guzzella. „Es zeigt, wie der einheimische Rohstoff Holz nachhaltig und technisch raffiniert eingesetzt werden kann.“
 
 
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