Extravagant im Erscheinungsbild und beispiellos in der Anpassungsfähigkeit. Die heimische Kiefer ist ökologisch wertvoll und macht in Zeiten des Klimawandels wieder auf sich aufmerksam.
Serie: Holzportraits
In dieser Reihe sehen wir uns verschiedene Hölzer an, die im Holzbau Bedeutung haben oder gerade gewinnen.

Die Kiefer ist mit ihren immergrünen Nadeln Pionier- und Lichtbaumarten, die mit klimatischen Veränderungen gut zurecht kommt. Bioquelle: pixabay
Kiefernwälder mit ihrem angenehmen Duft haben hohen Erholungswert für den Menschen. Die Bäume mit den immergrünen langen „Doppelnadeln“ und der unten graubraunen und oben fuchsroten Rinde zählen zu den Lichtbaumarten und begünstigen sensible Flora und Fauna wie Heidel- und Preiselbeere oder das seltene Auerhuhn. Mit ihren Pfahlwurzeln trotzen sie Wind und Wetter, als Pionier besiedeln sie freies Land. Die gemeine Kiefer, lat. Pinus Sylvestris L., auch Wald- bzw. Weißkiefer, Föhre oder Pinie, ist ein Überlebenskünstler: Sie wird von Natur aus von anderen Baumarten verdrängt und ist damit auf der Suche nach einer Nische ständig gezwungen, sich anzupassen. Dies zeigt sich in ihrem vielfältigen Aussehen.

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Bei freiem Stand entwickeln sich breite, unregelmäßige, japanisch anmutende Kronen. Bild: Julia Zillinger

Klimawandel
Der Kiefer bleiben deshalb langfristig nur extreme Standorte wie trockene Rücken, Kuppen, Südhänge oder Hochmoore. Als ökologisch wertvolle Baumart, die gut mit den klimatischen Veränderungen bedingt durch den Klimawandel zurecht kommt, fordert sie zum Umdenken in Forst- und Holzwirtschaft auf: Sie eignet sich dort optimal, wo Monokulturen der Fichte zunehmend mit Trockenheit, Stürmen und Kalamitäten kämpfen. Derzeit noch mit einem Anteil von 5,3% am heimischen Wirtschaftswald (BFW, 2015) ist ihr Vorkommen jedoch rückläufig. Um ihrem Verschwinden in Österreich entgegenzusteuern, haben sich Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammengefunden und zwei Jahre lang geforscht. Gemeinsam wollen sie der unterschätzten Kiefer wieder zu mehr Wertigkeit verhelfen und richtigen Waldbau mit ihr aufzeigen.

Alternativ zu Fichte, Lärche und Zirbe
Das harzreiche Holz der Kiefer ist weich bis mittelhart und besitzt als Bau- und Konstruktionsholz gute elasto-mechanische Eigenschaften, die aufgrund der höheren Dichte Fichtenholz übertreffen. Allerdings ist die Streuung größer, abhängig von Herkunft und Wuchsbedingungen. Die Grobastigkeit führt zur Absortierung in niedere Festigkeitsklassen. Das Auskappen zu fehlerfreien Abschnitten, die durch Keilzinkung verlängert werden können, wird durch die regelmäßige Anordnung der Astansammlungen wieder begünstigt.
Norwegen zeigt beispielhaft den Einsatz von Kiefernholz unter extremen Bedingungen: Mäßig schwindend und kaum werfend sowie eine Dauerhaftigkeit des Kernholzes, die mit Lärche gleichzusetzen ist, wird Kiefer für Fassaden, Outdoor-Beläge, Brücken und sogar im Nassbereich verwendet. Das Holz mit hellgelbem Splint und rotbraunem Kern, deutlichen Jahrringen und zahlreichen Ästen kann im Innenausbau und der Möbeltischlerei individuell und extravagant eingesetzt werden. Das Forschungsprojekt „Fehra“ hat außerdem gezeigt, dass sich Kiefernholz aufgrund von ausgeprägten natürlichen antibakteriellen Eigenschaften hervorragend in Spitälern eignen würde. Aufgrund von ähnlichen Inhaltsstoffen zur eng verwandten Zirbe, wird der Kiefer gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben und bereits wissenschaftlich auf diesen Aspekt hin untersucht.

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Mit ihren Pfahlwurzeln trotzen sie Wind und Wetter und besiedeln Extremstandorte. Bild: proHolz

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Im Bezirk Zwettl wurden vom Institut für Waldbau, BOKU Wien, auf typischen Kiefernstandorten Dauerprobeflächen eingerichtet. Man will richtigen Waldbau mit der Kiefer vermitteln. Bild: Julia Zillinger

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Die gestielten Zapfen der Kiefer sind eiförmig und relativ kurz. Sind sie reif, krachen sie laut und fallen vom Baum. Bild: pixabay


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Das harzreiche Holz der Kiefer ist weich bis mittelhart und besitzt gute elasto-mechanische Eigenschaften. Bild: HolzHahn

(juz)
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