Das Holztechnikum Kuchl wurde im Herbst 2017 feierlich eröffnet. In der Schule finden sich viele Möbel, die von den Schülern und Schülerinnen selbst gestaltet wurden.
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Das Holztechnikum besticht durch einige Besonderheiten, wie seine Bauweise, die Beteiligung und Integration von Schülern und Schülerinnen und seine Bauweise sind nicht alles. Der Heizwärmebedarf der Schule kann sich nach der Sanierung durchaus sehen lassen.

Mit einem Heizwärmebedarf von 24 kWh/m²a erreicht der Schulneubau in Kuchl Niedrigstenergiestandard. Foto: HTK
Materialität und Bauweise der Schule deuten darauf hin, dass die Bauherren und Architekten viel Wert auf Autentizität und Nachhaltigkeit legten – in einer Schule wird der Holzbau nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt. Zusätzlich zeigt der niedrige Heizwärmebedarf, was mit einem Holzbau möglich ist. Beim Umbau einer Schule ist es immer wichtig, dass der Schulbetrieb dadurch nicht gestört wird. Deshalb wurde im Holztechnikum gleichzeitig gebaut und gelernt – und das Gelernte auch gleich bei der Fertigung von Schulinterieur in die Praxis umgesetzt.

Unterricht parallel zum Bau

"Eine Schule aus Holz für die Holzausbildung - diese Motivation ist für uns alle erlebbar, man spürt bei den Schülern, Lehrern und auch bei den zahlreichen Besuchern die lernfreundliche Umgebung", so Direktor Hans Blinzer, der damit die Organisation der Klassen in Clustern meint. „Cluster“ bedeutet, dass drei Klassen und ein Gruppenraum zu einem räumlichen Verbund zusammengefasst werden, wodurch die klassenübergreifenden Kooperationen gestärkt und überschaubare Einheiten geschaffen werden. Das Herzstück jedes Clusters ist der sogenannte Marktplatz bzw. die Gruppenzone. Er dient als Aufenthaltsraum in den Pausen sowie Arbeitsbereich für Individualphasen von einzelnen Schülern während des Unterrichts. Die Anordnung der Schulverwaltung und der Lehrerbüros mit offenen Glasflächen ermöglicht kurze Wege und eine einfache Kommunikation für die gesamte Schulgemeinschaft.
„Bei einem Bauvolumen von über 10 Millionen Euro ist eine entsprechende Strukturiertheit bzw. Planung unabdingbar, um die Kosten- und Zeitvorgaben auch einhalten zu können. Als besondere Herausforderung hat sich für uns der parallel laufende Unterricht im Gebäudebestand herausgestellt, der bei rund 400 Schülerinnen und Schülern mit eigener Schulküche und Internatsbetrieb sichergestellt werden musste“, so Hans Rechner, Geschäftsführer des Holztechnikums Kuchl. Dennoch sei gerade der Holzbau so wichtig gewesen: „Da wir als einzige HTL in Österreich das Thema Holz als Werkstoff ganzheitlich ausbilden, ist die Umsetzung des Schulneubaues in Holz (inkl. Fluchtstiegenhaus und Liftschacht) für uns selbstverständlich“, so Lechner.

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Während des Umbaus wurde der Schulbetrieb in Kuchl weitergeführt. Foto: HTK

Niedrigstenergiestandard beim Heizwärmebedarf
„In den Unterrichtsräumen wurden die Brettsperrholzwände und -decken sichtbar ausgeführt. Akustikpaneele im Bereich der Decken und mit Loden bespannte Pinnwände an den Wänden sorgen für eine optimale Raumakustik“, erklärt Architekt Thomas Lechner. Der überwiegende Teil der Einrichtung wurde von den Schülerinnen und Schülern in den Werkstätten produziert. Im gesamten Schulgebäude wurde massiver Eichenparkettboden verlegt. Die installierte Fußbodenheizung kann in den warmen Monaten gegebenenfalls auch als Kühlung verwendet werden. Hierfür wurden zwei Grundwasserwärmepumpen installiert. Als Fassade dient eine einerseits geschlossene, hinterlüftete Holzfassade sowie eine offene hinterlüftete Lamellenfassade aus Holz. Die großzügigen Glasfassaden der Klassen- und Büroräumlichkeiten wurden größtenteils mittels absturzsicherer Fixverglasung produziert. In den Klassenräumen sind zusätzlich Lüftungsflügel angebracht. Der Luftaustausch in den Clustern erfolgt mittels kontrollierter Lüftung. Die Lüftungsanlage wurde mit einem Wärmetauscher versehen, damit eine optimale Nutzung der Abwärme erreicht wird. Mit einem Heizwärmebedarf von 24 kWh/m²a erreicht der Schulneubau somit Niedrigstenergiestandard. Das Stiegenhaus ist mit freitragenden Holzmassivtrittstufen ausgeführt und ein offenes Konzept mit Brandschutzschiebetüren, welche nur im Brandfall schließen, sorgt für zusätzliche Sicherheit.

Ausbildung mit Job-Garantie
Die Verwendung von Holz als Rohstoff, Baustoff und Unterrichtsstoff ist in Österreich sicherlich noch einzigartig. „Stolz sind wir in Kuchl auch auf die Tatsache, dass 82 Prozent der Schüler, die in der ersten Klasse beginnen, ihre Schullaufbahn auch erfolgreich beenden“, ergänzt Direktor Hans Blinzer. Rund 400 Jugendliche (davon 40 Mädchen – Tendenz steigend) besuchen aktuell den Campus. Die Schülerinnen und Schüler, die von 50 Lehrerinnen und Lehrern und 15 Internatspädagoginnen und -pädagogen unterrichtet und betreut werden, kommen aus ganz Österreich, Südtirol und Deutschland. Es ist so etwas wie die Fortführung einer langen Tradition, welche die Holzindustrie in Österreich hat und auch eine wichtige Säule der Wirtschaft. (nsi)

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Die Holzindustrie in  Österreich ist eine wichtige Säule der Wirtschaft. Derzeit besuchen rund 400 Jugendliche das Holztechnikum Kuchl. Foto: HTK
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