Bei der Beschichtung von Holz und Holzwerkstoffen in Sichtqualität ist die perfekte Oberfläche ein Muss. Darüber hinaus sind Optik, Haptik, Widerstand gegenüber mechanischer, chemischer und physikalischer Beanspruchung sowie eine nachhaltige Rezeptur wichtig. Das bedarf laufender Forschung und Entwicklung.
Vorstellung neuester Technologien zum Einstieg in eine umweltschonende Applikation von Holzoberflächen mit schadstoffreduzierenden, wässrigen Lacken. Für Probeläufe steht die HOMAG Spritzlackiermaschine SPRAYTEQ S-100 bereit.Bildquelle: IVM Chemicals
Die Beschichtungsmittel von Holz und Holzwerkstoffen stehen vor der Herausforderung, immer höhere Anforderungen an die Optimierung qualitativer Eigenschaften sowie Optik und Haptik erfüllen zu müssen. Andererseits sind effizientere Beschichtungsprozesse gefragt, um dem steigenden Kostendruck begegnen zu können. Welches Lacksystem für die Veredelung von Holzoberflächen am besten geeignet ist, lässt sich meistens erst nach umfangreichen Testläufen bestimmen. Oft sind es nur Nuancen bei der Rezeptur, welche über die gewünschten Eigenschaften entscheiden. Entsprechend umfangreich sind die Bemühungen der Lackhersteller, bis ein neues Beschichtungsmittel auf den Markt gebracht werden kann.
Ein Beispiel für die Bedeutung sind etwa die Mitarbeiterzahlen beim tiroler Spezialisten ADLER-Werk Lackfabrik Johann Berghofer. So sind laut den Unternehmensdaten rund 110 der 600 Mitarbeiter dem Bereich Entwicklung und Anwendungstechnik zugeordnet. Im Vorjahr wurde mit der modularen Wasserlackfabrik die Weichen in Richtung Lackfabrik 4.0 gelegt. Und Nachwuchsförderung betreibt man mit der Förderung der neuen Chemie-HTL in Kramsach, an welchen heuer die ersten Chemieingenieure ihre Ausbildung absolviert haben.

ADLER Spritzkabine
Der neue Wasserlack Bluefin smart von Adler ist mit einmal lackieren und schleifen besonders effizient verarbeitbar.Bildquelle: Adler

Kundenorientierte Holzlacke
Ein anderer führender Hersteller von Holzlacken, die IVM Group mit der Niederlassung im deutschen Herrenberg setzte vor wenigen Wochen einen Meilenstein um. Zur verstärkten Entwicklung für die industrielle und gewerbliche Holzbeschichtung wurde im Juli das Oberflächen Competence Center der IVM Group in Herrenberg eröffnet. Aus der kooperativen Zusammenarbeit mit dem Maschinenhersteller Homag ist ein zukunftsorientiertes Beratungszentrum für die Veredelung von Oberflächen entstanden. „Wir haben den Anspruch, durch eine Symbiose von spezifisch angepassten Lacksystemen und effizienten Applikationstechnologien besondere Anwendungslösungen zu bieten. Für diesen lösungsorientierten Kundenservice können am deutschen Standort der Unternehmensgruppe nun hervorragende Voraussetzungen genutzt werden“, sagte Geschäftsführer Alexander Kollat bei der Eröffnung am 5. Juli.

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Das Oberflächen Competence Center der IVM Group eröffnet in Kooperation mit Homag am deutschen Standort in Herrenberg.Bildquelle: DÜRR/HOMAG

Simulation spart Zeit
Unter realistischen Bedingungen lässt sich hier eine wirtschaftliche Produktion von Veredelungen entsprechend der geforderten VOC-Richtlinien testen. Mit der Simulation von Produktionsprozessen können zudem Farb- und Lackkomponenten für unterschiedlichste Applikationsformen individuell konfiguriert werden. Auch ist jede Trocknersituation simulierbar. Damit sind komplette Testläufe direkt vor Ort in Herrenberg möglich. Das hat den Vorteil, dass für Anpassungen keine Produktionszeit verloren geht. Zur Wahl der passenden Lackieranlage werden insbesondere auch Probeläufe angeboten. Zum Einstieg in zukunftsorientierte Anlagentechnologien stellt Homag die Spritzlackiermaschine Sprayteq S-100 vor. Diese eignet sich durch geringe Investitions- und Betriebskosten insbesondere für kleine und mittelständische Betriebe mit einem Jahresverbrauch von fünf bis fünfundzwanzig Tonnen Lack, heißt es. Im September wurde das Competence Center um einen Spritzroboter zur Fensterlackierung ergänzt.

Holzschutz im Umbruch
In der jüngsten Zeit ist die Holzschutz- und Anstrichmittelindustrie aufgrund der strengen Vorschriften an die Gesundheits- und Umweltverträglichkeit der bisherigen Wirkstoffe in Holzschutzmitteln unter Druck, weil die Zahl der gegen Pilze und Insekten wirksamen Biozide eingeschränkt wurde. Das führt gerade auch bei wasserbasierten Formulierungen zu Problemen. Die Herausforderung besteht dabei, dass die verbliebenen Holzschutz-Wirkstoffe sich für die Entwicklung künftiger Holzschutzmittel zur Konservierung von Farben beziehungsweise zur effizienten Oberflächenbehandlung von Holz eignen müssen. Gerade in diesem Umbruch sind professionelle Anwender im Holzbau auf die Kompetenz der Holzschutzmittelhersteller angewiesen. Die Kurt Obermeier GmbH & Co. KG aus Bad Berleburg/DE hat 70 Jahre Erfahrung und kann seit 2012 Zulassungen gemäß Biozidgesetzgebung (BPD 98/8/EG) für wirkstoffhaltige Koranol- und Koralan-Produkte aufweisen. Die Produkte sind in einer Vielzahl von Farbtönen erhältlich und können sowohl in handwerklichen als auch in industriellen Verfahren angewendet werden. Vor Kurzem hat das Unternehmen seine Holzschutz-Lösungen auf Naturölbasis – in vier Produktlinien und allen gängigen Farbtönen für jeden denkbaren Einsatzbereich – in einer neuen Broschüre zusammengestellt.

Gewürze für Holzschutz
Auch in anderen Bereichen wird intensiv nach Alternativen gesucht. Im laufenden, FFG-unterstützten Projekt „Terpenguard“ erforschen Experten der Holzforschung Austria terpenoid- und harzhältige biogene Rohstoffe aus der Holz- und Gewürzmittelindustrie als Ausgangsstoffe für pilzwachstumshemmende Substanzen. Laut vorläufigen Ergebnissen haben Extraktstoffe von Nelke, Zimt und Zirbe eine hemmende Wirkung auf das Wachstum von holzschutzrelevanten Pilzen. (asp)
Zirbe Reststoffe
Extraktstoffe der Zirbe werden im Hinblick auf ihre Eignung als Wirkstoffe in Holzschutzmitteln erforscht.Bildquelle: Sprenger
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