Die TU Darmstadt beginnt aktuell mit der Forschung an einem Baustoff, den man bisher selten als tragendes Element gesehen hat: Papier.
Papier könnten wir bald zu mehr bauen als zu einfachen Türmen. Foto: pxhere
Das Forschungsprojekt BAMP! (Bauen mit Papier) hat es sich zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie man Papier nachhaltig und effizient als Baustoff einsetzen kann. Oder wie es auf der Website des Projekts steht: „Ziel des beantragten Schwerpunktes ist es, wissenschaftliche und technische Grundlagen für die Nutzung von Papier in Bauanwendungen zu schaffen und neue Lösungsansätze zu entwickeln.“

Dazu wollen die Forscher_innen unter der Koordination von Samuel Schnabel aber nicht nur Strukturen schaffen, sondern zielen unter anderem auch auf die Stabilität oder die Wasserfestigkeit von Papier ab. Außerdem forschen sie auch an einer individualisierbaren Formgebung.

Vorteile und Nachteile
Die Vorteile des Baustoffs Papier sind dem Team dabei klar: „Es ist kostengünstig herstellbar, besteht überwiegend aus nachwachsendem Rohstoff, bietet bezogen auf das Eigengewicht sehr gute Festigkeitseigenschaften, kann als flächiges Material aber auch mit hoher Porosität bzw. sogar als Schaum produziert werden und ist verhältnismäßig einfach chemisch zu funktionalisieren.“

Dem gegenüber steht ein offensichtlicher Nachteil, der auch BAMP! klar ist: Papier ist weniger tragfähig und weniger langlebig als zum Beispiel Holz oder gar Stahl. Die Forscher_innen sehen darin aber kein Problem, sondern sogar ein Potential.

Ziele und Arbeiten
Papier biete sich ausgezeichnet mit kurzlebige Bauten an, die eben nicht über Jahrzehnte Bestand haben müssen, dafür aber schnell aufgebaut sein sollten. Das Team nennt hierbei zum Beispiel Not-Unterkünfte, Messebauten oder Übergangsbauten für gewerbliche Zwecke oder Schulen.

Das Team hat dazu auch schon Papers veröffentlicht. Eines zum Beispiel zu stark wasser-abweisenden Papierbögen oder eines, das ein Verbundmaterial aus Karton und Glas in Wabenform zur Konstruktion testet.

Damals und heute
Wer die Umsetzbarkeit von Papier als Baumaterial anzweifelt, sollte den Blick nach Amerika richten. Ins Jahr 1922. Damals – mitten in der Wirtschaftskrise – hat Elis F. Stenman schon ein komplettes Haus inklusive Möbeln aus Zeitungspapier errichtet. Einzig Dach, Boden und der Kamin waren nicht aus Zeitungen. Das Haus überlebte hn sogar und fungiert heute noch als Museum.

Wenn ein Baustoff so lange Bestand haben konnte, sollte einem modernen Papierhaus mit den heutigen Technologien und Möglichkeiten eigentlich nichts im Weg stehen. (flb)
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