Die Belastungen der Holzbau-Betriebe ist enorm doch die Stimmung steigt langsam: Es ist ein Ende der Krise abzusehen. Wenn auch nicht für alle.

Baustelle
Baustellen in Betrieb, doch das Geschäft ist mühsam geworden. Foto: Obenauf/Hanna_Haboeck

Mundschutz und Desinfektion und Händewaschen und Abstand und Pönalen – Mitarbeiter und Betriebsleiter im Holzbau müssen sch derzeit mit vielen Dingen herumschlagen, nur nicht mit ihren Kernaufgaben, dem Holzbau. Doch die Stimmung steigt langsam wieder, wenn auch unterschiedlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz oder in Südtirol. Das Zauberwort ist überall das selbe: Kurzarbeit.

Schweiz: 1,3 Millionen in Kurzarbeit
In der Schweiz, eines der relativ gesehen am stärksten corona-betroffenen Länder, sind bereits 1,3 Millionen Angestellte zur Kurzarbeit angemeldet, das entspricht einem Viertel der Beschäftigten. Daneben gibt es vor allem Überbrückungskredite, die ganz oder teilweise durch Bundes-Bürgschaften abgedeckt sind. Die Nachfrage ist groß, bis Anfang dieser Woche sind bereits 14 Milliarden Franken an 76.000 Unternehmen geflossen, wie gemeldet wurde.

Deutschland: Grenze für Waren- und Berufsverkehr offen
Die deutsche Bundesgrenze zu Österreich, Frankreich, der Schweiz, Luxemburg und Dänemark wird seit 16.03.2020, 08.00 Uhr durchgehend kontrolliert. Somit werden Personen und Fahrzeuge, die aus Österreich nach Bayern einreisen wollen, an der Grenze angehalten und kontrolliert. Die Grenze kann nur mehr an bestimmten Grenzübergängen passiert werden.

Die Einreise wird dabei nur mehr zu folgenden Zwecken gewährt:

  • Warenverkehr
  • berufsbedingte Gründen (zB Grenzgänger, Berufspendeln, Dienstleistungsverkehr)
  • triftige persönliche Gründe (zB ärztliche Behandlung)
  • Rückkehr an den Hauptwohnsitz

Das deutsche Innenministerium hat die Regelungen mittlerweile präzisiert:
„Der grenzüberschreitende Warenverkehr sowie grenzüberschreitendes Reisen aus berufsbedingten Gründen oder zur Ausübung einer Berufstätigkeit zur Durchführung von Vertragsleistungen bleibt – unabhängig von der Staatsangehörigkeit – zulässig (unter anderem Berufspendler, Saisonarbeitnehmer, EU-Parlamentarier, akkreditierte Diplomaten). Dies ist durch Mitführung geeigneter Unterlagen (unter anderem Arbeitsvertrag, Auftragsunterlagen, Grenzgängerkarte) zu belegen.“

Österreich: Leichte Stimmungsaufhellung
In Österreich hat sich seit Anfang dieser Woche die Stimmung in vielen Betrieben gebessert, weil nach Ostern wieder der Kundenverkehr in Handelsbetrieben unter 400 Quadratmetern möglich wird. Schutzmaßnahmen (Abstand halten, Schutzmasken) vorausgesetzt. Weitere Branchenerleichterungen sollen folgen. Auf den Baustellen weicht die Unsicherheit, wie es überhaupt weitergehen kann, nun der Sicherheit, dass ein Überleben am Markt nur unter großen Anstrengungen möglich sein wird: Schon die Frage, wo man nun die vielfach vorgeschriebenen Atemschutzmasken herbekommen soll, stellt die Unternehmen vor eher unlösbare Rätsel.

Kompliziert aber machbar
Doch immerhin, die Baustellen wurden und werden geöffnet. Der Waldviertler Holzbauspezialist Willibald Longin hat bereits in den vergangenen Wochen begonnen, die Baustellen zu bedienen. „Natürlich ist das jetzt alles eher kompliziert, weil wir die Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigen müssen“, aber die Arbeit geht voran, zumal viele Auftraggeber auch auf die vereinbarten Fertigstellungstermine pochen.

Angst vor Pönalen
Vielfach wird über Pönalen gesprochen, zumindest hängen sie wie Damokles-Schwerter über den Baustellen. Denn Termine sind einzuhalten, oder? „Ja, natürlich sind Termine einzuhalten“, bestätigt Peter Krabbe, Technischer Geschäftsführer des Wiener Holzbau-Betriebs Obenauf: „Wir sind ja zum Weiterbauen verpflichtet und haben daher auch keine richtige Pause einlegen können.“ Fast alle Baustellen blieben geöffent, nur dort, wo die vorgeschriebenen Maßnahmen nicht eingehalten werden können, stellte man vorläufig ein.

Krabbe: „Allerdings können wir derzeit die Mitarbeiter nicht einsetzen, die aus den umliegenden Ländern zu uns kommen, die fehlen natürlich“. Etwa die Hälfte der gewerblichen Mannschaft des 80-Mann/Frau-Betriebs ist somit ausgefallen, derzeit wären ja bei jedem Grenzübertritt jeweils 14 Tage Quarantäne notwendig. Zu kompliziert.

Natürlich seien die vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen mit Kosten verbunden, die nicht kalkuliert waren: Es müssen nicht nur Waschgelegenheiten, Desinfektionsmittel oder Masken organisiert werden, vor allem sinkt durch die Abstandsregeln die Produktivität.

Viele Arbeitslose in Österreich
In Österreich nehmen die Arbeitslosenzahlen selbst rapide zu, bereits 600.000 sind es, so viel wie seit Jahrzehnten nicht. „Österreich hat gleichen Anstieg an Arbeitslosen wie das zehnmal größere Deutschland. Was läuft bei uns falsch?“ fragt sich Baugewerkschafter Josef Muchitsch. Und weiter: „Deutschland hat genauso wie Österreich 200.000 mehr an arbeitslosen Menschen in den letzten zwei Wochen. Und das, obwohl Deutschland bezogen auf die Einwohnerzahl zehnmal so groß wie Österreich ist. Warum ist das so? Das zeigt doch, dass die Maßnahmen der österreichischen Regierung nicht ausreichen“, so Baugewerkschafter Josef Muchitsch zum historisch höchsten Stand von fast 600.000 arbeitslosen Menschen in Österreich.

Mehr Kurzarbeit gefordert ...
„Wir müssen alles tun, um mehr Menschen in Kurzarbeit zu bringen, anstatt sie wieder in die Arbeitslosigkeit zu drängen. Und Menschen, die jetzt arbeitslos sind, brauchen ein höheres Arbeitslosengeld. Es kann nicht sein, dass man die Opfer dieser Krise auch noch bestraft, in dem sie nur mehr 55 Prozent ihres Einkommens erhalten“, so Muchitsch.

... und höheres Arbeitslosengeld
58.000 Menschen aus der Baubranche sind beim AMS gemeldet, von denen ein Großteil ohne Corona jetzt einen Job und ein Einkommen hätte. „Die alle werden mit dem niedrigen Arbeitslosengeld zusätzlich noch bestraft. Daher wäre es ein wirklich guter Zeitpunkt, das Arbeitslosengeld auf 70 Prozent Nettoersatzrate zu erhöhen. Zudem müssen auch noch mehr Menschen in die Kurzarbeit gebracht werden. Dazu brauchen wir unkomplizierte Anspruchsvoraussetzungen, um Arbeitslosigkeit zu verhindern. Da müssen wir noch was ändern“, so Muchitsch.

Holzbau Longin

Holzbau Obenauf

Gewerkschaft Bau-Holz

Grenzbestimmungen Deutschland

(hst)

 

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