Bei komplexen Holzbauprojekten wird eine stärkere Vernetzung bei der Planung immer wichtiger. Mit digitaler, integraler Planung lässt sich der Vorfertigungsgrad noch weiter steigern.

Die „Energy Station“ von Red Bull besteht aus vorgefertigten Elementen und wurde vor Kurzem mit dem Holzbaupreis 2019 ausgezeichnet. Foto: Andreas Aufschnaiter

Industrie und Gewerbe im Baubereich stehen strukturelle Umbrüche ins Haus. Mit digitalen Planungswerkzeugen, mit denen sich Daten direkt in individuell gefertigte Bauteile übersetzen lassen, lässt sich der Grad der Vorfertigung und der modularen Systembauweise deutlich erhöhen. Der Tragwerksplaner muss beim vorgefertigten Holzbau Rohbau, Tragwerk und Ausbau zusammen berücksichtigen. Neben der reinen Tragwerksplanung bedeutet das die Integration und Koordination von Brand- und Schallschutz, Bauphysik, Einbauteilen und Haustechnik. Aktuelle Projekte heimischer Holzbaubetriebe zeigen, welcher Reifegrad bei der Vorfertigung im Wohnbau in der Alpenrepublik besteht.

Schlagkräftige Modul-Vorfertigung                  

Kaufmann Bausysteme gilt als Pionier bei Wohnmodulen in Massivholz mit bis dato insgesamt rund 3500 verbauten Modulen. Seit Kurzem bündelt man mit dem Bauträger und Projektentwickler ZIMA aus Dornbirn die Kräfte in Form des neuen Unternehmens, der pureliving GmbH in Dornbirn. Mittels eigener Architektur sollen drei Grundmodule nach dem Prinzip ,plug & play‘ zu multifunktionalen Wohnungslösungen barrierefrei kombiniert werden. „Gerade für Quartierslösungen bieten sich Kombinationen aus Punkt- und Zeilen­bebauung an. Auch Balkon-Elemente sind möglich“, erklärt Christian Kaufmann, Geschäftsführer von Kaufmann Bausysteme. Mit der neuen, 8000 m2 großen Produktionshalle wird die Kapazität für die Vorfertigung der Holzmodule verdoppelt.

Ein weiteres herausragendes Beispiel für vorgefertigte Bauweise ist das neue, mobile und 600 m2 große Moto GP-Holzgebäude, die „Energy Station“ von Red Bull. Vor Kurzem wurden dafür Holzbau Saurer, Planer Claudio Hatz sowie Tragwerksplaner Kurt Pock mit dem Holzbaupreis 2019 ausgezeichnet. Temporäre Nutzung ist dabei kein Schlagwort, denn zumindest 100 Auf- und Abbauphasen, also zehn Jahre mal zehn Rennen am europäischen Kontinent muss das vorgefertige Baukastensystem mit seinem besonderen Stecksystem laut Geschäftsführer Manfred Saurer klaglos überstehen.

Für ein prestigeträchtiges Großprojekt am Berliner Südkreuz in Tempelhof-Schöneberg wird das CREE-System eingesetzt. Innerhalb von nur 24 Monaten werden dort auf einem rund 10 000 m2 großen Grundstück zwei sieben und achtstöckige Büro- und Geschäftsgebäude mit 35.000 m2 Fläche in der patentierten Holz-Hybrid Systembauweise von CREE entstehen. Die einzelnen Gebäudekomponenten wie Decke, Fassade, Stützen oder Erschließungskern werden standardisiert vorgefertigt und müssen auf dem Bauplatz lediglich noch montiert werden“, erläutert CREE-Gründer Hubert Rhomberg.

Digitalisierung im Holzbau

Aber nicht nur große Holzbauunternehmen, sondern auch kleine und mittlere Betriebe setzen zunehmend auf einen höheren Vorfertigungsgrad durch 3D-Werksplanung samt effizienter, werkstoffübergreifender Tragwerksplanung. Damit können Bauprojekte gemeinsam mit den anderen Projektbeteiligten (Architekt, Bauherr) besser realisiert werden. Für statische Nachweise der mit 3D CAD/CAM Holzbau-Software geplanten Projekte stehen den Planern spezielle Bemessungsprogramme zur Verfügung. Mit über 100 Statik-Programmen deckt FRILO einen großen Bereich in der Praxis der statischen Berechnungen ab und ist etwa Partner von SEMA. Diese Softwareschmiede präsentierte auf der Ligna in Hannover die Version 19-2 unter anderem mit dem neuen Modul „Aufmess-System Profi“.

Mit den Statikprogrammen RSTAB und RFEM hat Dlubal für Tragwerksplaner umfangreiche Lösungen zur Berechnung für die statische Berechnung und Bemessung von zwei- oder dreidimensionalen Holz-Konstruktionen im Programm. Seit Kurzem ermöglicht die direkte Schnittstelle zu Revit die Aktualisierung des Revit-Modells analog der in RFEM oder RSTAB vorgenommenen Änderungen.

Auch DC-Statik von Dietrich´s ermöglicht eine statische Bemessung durch zimmerer- und holzbaugemäße Eingaben. Mit der neuen Version 19 ist jetzt auch das berechnen unbewehrter und bewehrter Punkt- und Streifenfundamente, um kleinere Bauwerke vom Sparren bis zum Fundament nachzuweisen. Neu sind auch Lastübernahmen von anderen Statikpositionen mit Faktor, um die Lastwerte einfach zu reduzieren, um Dreiecks- und Trapezlasten zu erzeugen. Genauso kann man die Lastwerte erhöhen, um Lasten ohne Eingabe einer weiteren Last­übernahme schnell mehrfach aufzubringen. Aufgrund der Nachfragen wurde das optionale Modul „Brandschutz“ in die Version 19 implementiert.

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