Wenn heute von konstruktivem Holzbau die Rede ist, wird zumeist das Bauen mit Brettschichtholz oder Brettsperrholz gemeint. Dank dieser beiden Holzwerkstoffe entstehen weltweit atemberaubende Vorzeig-Projekte, die die Holzbauweise als vollwertige Alternative zum Massivbau positionieren.

Foto: Rubner Holzbau / Christopher Colinares

Das Bauen mit Holz blickt auf eine lange Tradition zurück. Aufgrund der Verarbeitungsmethoden war es jahrhundertelang üblich, Holz in Form von Vollholzbalken und Vollholzbrettern zu nutzen. Die Verbindung und Verleimung von Brettern zu nahezu frei dimensionierbaren und untereinander kombinierbaren Elementen ist dazu eine vergleichsweise junge Disziplin. Es ist erst seit einigen Jahrzehnten üblich, Brettschichtholz (BSH) und Brettsperrholz (BSP) im konstruktiven Holzbau zu nutzen. In diesem Zeitraum wurde sowohl die Fertigung dieser Holzwerkstoffe als auch deren weitere Verarbeitung perfektioniert – wie zahlreiche aufsehenerregende Projekte auf der ganzen Welt beweisen.

Konstruktive Unterschiede

Klassischerweise werden die typischen Bauholzarten genutzt, vor allem Fichte, aber auch Tanne, Kiefer oder Lärche. Ihre Brett-Lamellen werden nach dem Einschnitt und der Sortierung technisch auf eine bestimmte Holzfeuchte getrocknet. Auch die weiteren Produktionsprozesse sind in weiten Teilen ähnlich bis ident. Bei der Keilzinkung gibt es keinerlei Unterschiede, auch das (hydraulische) Pressen der verleimten Bretter ist bei beiden Verarbeitungsprozessen gleich. Beide Werkstoffe gelten formell als Vollholz, sie unterscheiden sich lediglich in ihrem weiteren konstruktiven Aufbau.

BSH

Brettschichtholz wird aus mindestens drei faser­parallelen Brettlamellen hergestellt, die längs durch Keilzinkung gestoßen und anschließend miteinander verklebt werden. Dieser industrielle Fertigungsprozess erlaubt es, Fehlstellen (z.B. Astlöcher) einfach auszukappen. Durch die Verleimung entsteht ein homogener Querschnitt, der maximale Tragleistung garantiert, nahe an der von Stahl, allerdings bei weit geringerem Gewicht. Auf diese Weise lassen sich Träger mit 50–60 Metern Länge in einem Stück realisieren – auch in individuell gebogenen Formen.

BSP

Brettsperrholz besteht hingegen aus mindestens drei kreuzweise verklebten Lagen. Auf diese Weise entsteht ein plattenförmiges Massivholz-Bauprodukt, das über eine hohe Formstabilität verfügt. Die gegeneinander ausgerichteten Holzschichten verhindern weitgehend Dimensionsänderungen z.B. durch Veränderung der Holzfeuchte im Laufe der Zeit. Da sich diese Schwind- und Quellmaße exakt berechnen lassen, kommt Brettsperrholz vorzugsweise als (vorgefertigte) Wand- und Deckenelemente im Holzbau zum Einsatz.

Alles ist möglich

Die Einsatzbereiche von Brettschichtholz und Brettsperrholz gehen heute weit über den klassischen (Holz-) Wohnbau in Form eines Einfamilienhauses hinaus. Immer mehr gewerbliche, institutionelle und kommunale Bauherren setzen auf die Flexibilität – und nicht zuletzt Attraktivität – der zeitgemäßen Holzarchitektur. Aktuelles Beispiel ist der sechsgeschoßige Vollholzbau „Walden 48“ in Berlin. Das Gebäude – es speichert insgesamt 1.500 t CO2 – wurde bereits mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur 2021 ausgezeichnet.

Von Österreich in die ganze Welt

Zusammen mit dem europäischen Holzbau-Know-how werden oft auch heimische Materialien in die ganze Welt exportiert. Beispielsweise betreibt die Rubner Gruppe ein eigenes Sägewerk im steirischen Rohrbach a. d. Lafnitz. Das dort verarbeitete Holz kommt auch in internationalen Holzbauprojekten wie dem erst kürzlich fertiggestellten Clark International Airport auf den Philippinen und dem ebenfalls philippinische Mactan Cebu International Airport zum Einsatz. Viele solcher aufsehenerregenden Umsetzungen auf der ganzen Welt haben – wortwörtlich – ihre Wurzeln auch in Österreich.

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