Was tun, wenn kein:e Installateur:in auf die Baustelle kommen kann? Man lässt die Sanitärzelle als Ganzes einfliegen.

Holzodul
Das Bad im Anflug, verfliest wurde es schon in der Halle. Foto: myblock GmbH

Sie sind die Meister:innen der Rohrzange und kennen sich mit Wasserhähnen und Duschabläufen aus. Aber leider sind sie meistens nicht da, wenn man sie braucht. Außer vielleicht im Notfall. Nicht nur die Klempner und Installateurinnen machen sich immer rarer. Auch Elektriker:innen scheinen ein Phantomdasein zu führen. Kaum sollen sie kommen, waren sie auch schon wieder weg.

Der Fachkräftemangel ist eine Geisel der Bauwirtschaft geworden. Fehlende Chips? Geschenkt. Finden Sie mal jemanden, der Ihre Heizung repariert (und sich auch dabei auskennt).

Da hilft nur die Vorfertigung in der Halle

Kein Wunder, dass sich in der jüngeren Vergangenheit ein Trend abzuzeichnen begann: Vorfertigung in der Halle. Auf der Baustelle wird nur mehr montiert. Ob man das nun Fertighaus nennt oder Systembau oder Modulbau oder Elementbau – es geht immer ums Gleiche. Die Facharbeiter:innen wollen nicht bei Kälte und eisigem Wind aufs Gerüst, lieber montieren sie in der Halle. Nicht alle, aber viele.

Nasszelle mit Marketing-Namen

Genau diesen Trend verfolgt nun die Nasszelle, der die Erfinder smarterweise den marketingschlüpfrigeren Namen „Myblock“ verpasst haben. Auf den ersten Blick ist es ein Badezimmer. Und schon als solches, komplett vorgefertigt, vorinstalliert und voll ausgestattet, verspricht das Myblock-Modul der gleichnamigen GmbH eine schnelle und wirtschaftliche Bauzeit.

Tatsächlich stecke aber noch viel mehr in dem Badelement für mehrgeschossigen Wohnbau sagen die Hersteller, die Vorarlberger Rhomberg Bau gemeinsam mit der niederösterreichischen LeanWorks GmbH (einer Tochter der Schrenk-Holding im niederösterreichischen Vitis). Die beiden haben sich zusammengetan, um das Technik-Modul in einem gemeinsamen Start-up zu vertreiben: „Wir bieten unseren Kunden eine Technikzentrale für die gesamte Wohnung“, betont Stefan Schrenk, als Geschäftsführer von LeanWorks von Seiten der Niederösterreicher für das Joint Venture verantwortlich.

Ausbaubad oder quasi schüsselfertig lieferbar

So sei die Elektro-, Installations-, Heizungs- und Lüftungstechnik bereits fertig in dem Block verbaut. „Und da damit die entsprechenden Anschlüsse alle an einem Ort vereint sind, können wir auch direkt das Bad und sogar die Küche inklusive aller Geräte mitliefern.“ Kurz: „Es ist sehr viel mehr als ein Badezimmer.“

Gegen den Fachkräftemangel – für den Holzbau

Ernst Thurnher, Geschäftsführer der Rhomberg Gruppe, ergänzt: „Das gemeinsame Unternehmen ist unsere Antwort auf den Fachkräftemangel und die steigenden Baukosten für Wohneigentum.“ Neu an dem Produkt sei darüber hinaus, dass es speziell für den Holzbau entwickelt wurde und in der Grundstruktur selbst aus dem ressourcenschonenden Baustoff besteht. Zudem sorge es für Entlastung auf der Baustelle, etwa, was Lärm, Staub und Zeit betrifft. Durch den hohen Vorfertigungsgrad ist vor Ort ein einfaches Versetzen per Kran und ein schnelles Zusammenschließen der Haustechnik möglich.

Große Dichte, viele Fehlerquellen

Der Trend zum elementierten, vorgefertigten Bauen halte zwar schon länger an, „mit Myblock ergänzen wir den Systembau aber durch wertvolle Aspekte des Lean-Managements“, erläutert Schrenk. So reduziere der Myblock etliche Schnittstellen – „vor allem im Badezimmer sind die Handwerkerdichte und die Zahl der Schnittstellen am größten“ – und damit potenzielle Fehlerquellen. Die Arbeitsbedingungen werden ergonomischer, Fliesenleger:innen etwa können in der Vorfertigung im Stehen arbeiten. Zudem verbessert sich die Work-Life-Balance, da die Handwerker:innen vor Ort und, getreu dem Lean-Ansatz, in auf ihre Bedürfnisse optimierten Abläufen die Elemente herstellen. „Wir bewegen uns damit immer mehr vom reinen Handwerk hin zu industriellen Produktionsprozessen“, blickt Schrenk in die Zukunft.

Am besten im Holz-Systembau

„Wir empfehlen, Myblock möglichst frühzeitig in der Planung zu berücksichtigen“, erklärt Ernst Thurnher. „So können wir unser Know-how und unsere Erfahrungen am besten einbringen und das Modul ideal in die Haustechnik einfügen.“ Seine größte Stärke entfaltet die Technikzentrale dabei im Holz-Systembau. Verschiedene Größen und Ausstattungslinien sorgen dennoch für Individualität und Abwechslung. „Dort spart Myblock Ressourcen, Zeit, Emissionen und richtig viel Geld“, verspricht Thurnher. „Natürlich können wir das Produkt aber auch 'downgraden', bis runter zum einfachen Badmodul ohne jede Technik.“

Erste Einsätze hat Myblock bereits: 13 der Module wurden in einem mehrgeschossigen Holz-Wohnhaus in Feldkirch, Vorarlberg, verbaut, 21 befinden sich für ein Bauvorhaben in Dornbirn aktuell in der Produktion. Weitere Projekte sind in Vorbereitung. „Unsere Erfahrungen, was Logistik, Handling vor Ort und Kundenzufriedenheit betrifft, sind durchweg positiv“, resümiert Thurnher. „Darauf können und wollen wir aufbauen.“

Um das Produkt bestmöglich am Markt zu platzieren, haben LeanWorks und Rhomberg zum 7. Februar 2022 das gemeinsame Joint Venture myblock GmbH gegründet. Sitz der Gesellschaft ist Bregenz, Vorarlberg, in Wien gibt es eine Niederlassung. Als Geschäftsführer fungieren Stefan Schrenk, Matthias Frick und Alexander Hilbe.

(hst)

 

Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite benutzerfreundlicher zu gestalten. Wenn Sie diese Webseite nutzen, akzeptieren Sie die Verwendung von Cookies.