Bei der Planung eines Hauses rechnet man was die Nutzungsdauer betrifft nicht in Jahren sondern in Jahrzehnten. Um das Verhalten unterschiedlicher Konstruktionen und Materialien über die gesamte Lebensdauer eines Gebäudes beurteilen zu können bedarf es daher umfassender Langzeitversuche. Mit dem HFA-Forschungshaus wurden an der Holzforschung Austria die besten Voraussetzungen für solche Untersuchungen geschaffen.

Die Bauphysik ist eine verhältnismäßig junge Wissenschaft. Seit nicht einmal 100 Jahren wird das Zusammenspiel von Materialien und Bauweise in einer eigenen Disziplin betrachtet und erforscht. Auch an der Holzforschung Austria besteht seit fünf Jahren ein eigener Fachbereich, der sich mit bauphysikalischen Fragestellungen befasst – naturgemäß vor allem den Holzhausbau betreffend. Während dieser Zeit wurden unter an derem Forschungsvorhaben in den Bereichen Brand- und Schallschutz sowie zum Feuchteschutz von Flachdächern erfolgreich abgeschlossen.

Viele Daten für diese Projekte wurden an der HFA oder bei Partnerinstitutionen in Einzelversuchen ermittelt. Diese Vorgangsweise hat allerdings den Nachteil, dass die Ergebnisse für das Zusammenspiel verschiedener Bauteile nur bis zu einem gewissen Grad aussagekräftig sind – vor allem was das Langzeitverhalten betrifft. 2007 wurden daher in  nmittelbarer Nähe der HFA am Gelände des Wiener Arsenals zwei Forschungshäuser errichtet. Anlass war das schon erwähnte Flachdach-Projekt, bei dem unter anderem das Rücktrocknungspotential unterschiedlicher Konstruktionen über einen längeren Zeitraum untersucht wurde. Aber auch andere verwandte Projekte, wie etwa zum Thema Holz-Glas-Verbund, fanden hier einen Platz für ihre Langzeitversuche. Bereits 2009 zeichnet sich allerdings ab, dass aufgrund der Entwicklungspläne der Bundesimmobiliengesellschaft für das Arsenal-Gelände der für die Forschungshäuser abgeschlossene Mietvertrag nicht verlängert werden würde. Es wurde daher im Zuge der Standortsuche für den Fachbereich „Fenster & Türen“ – der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatte – auch ein neuer Platz für die Forschungshäuser gesucht.

Fündig wurde man in Stetten bei Korneuburg, wo seit Mai vergangenen Jahres der zweite Standort der HFA beheimatet ist. Gleichzeitig wurde die Gelegenheit genutzt, ein völlig neues Konzept für ein Forschungshaus zu entwickeln. Federführend bei der Planung und anschließenden Errichtung waren dabei der HFA-Mitarbeiter Bernd Nusser – der auch schon das Flachdach-Projekt betreut hatte – und der Fertighaushersteller Griffner. Es entstand ein zweistöckiges Haus, dass viel Raum für Untersuchungen und viele innovative Neuerungen bietet.

So wurden die Wände modular aufgebaut. Es können nun bis zu 61 unterschiedliche Wandaufbauten etwa auf ihr thermisches Verhalten untersucht werden. Derzeit sind unter anderem Elemente in Holzriegel bzw. Holzmassivbauweise – mit Steinwolle bzw. Zellulose als Dämmstoff – sowie mit Vollwärmeschutz als auch mit hinterlüfteter Holzfassade eingebaut. Aber auch mineralische Bauteile werden untersucht. Das Haus wurde so konstruiert, dass diese Elemente einfach und kostengünstig
ausgetauscht werden können. Um die Aussagekraft der gesammelten Daten gewährleisten zu können wurde dabei besonderes Augenmerk auf die Anschlüsse der Elemente in der Grundkonstruktion gelegt.

Das erste Forschungsvorhaben, dass in das neue Forschungshaus „eingezogen“ ist, ist das HFA-TiMBER-Projekt „Energy- Efficieny“, das von der FFG und dem ZIT im Rahmen des COMET-Programms gefördert und von namhaften Partnern aus der Wirtschaft unterstützt wird. Diese Partner waren auch bei der Errichtung des Hauses involviert und leisteten einen maßgeblich Anteil. Ziel des Projektes ist es, unter anderem den Einfluss unterschiedlicher Bauweisen, Beschattungseinrichtungen und Lüftungsszenarien auf das sommerliche Verhalten zu untersuchen. Aber auch andere Projekte sind bereits angelaufen. So wurden am Dach Photovoltaik-Anlagen installiert mit denen unter anderem die Möglichkeit der Kombination von Stromerzeugung und der Wohnraumheizung mittels eines Luftheizsystems untersucht wird.

Mit dem neuen Forschungshaus steht nun ein innovatives Versuchsfeld für die angewandte Bauphysik zur Verfügung, das aufgrund seiner Konzeption auch für zukünftige Fragestellungen Verwendung finden kann und wird. Darüber hinaus ist es auch ein ideales Anschauungsobjekt, an dessen Beispiel leicht gezeigt werden kann, was nach dem aktuellen Stand der Technik alles möglich ist.

Quelle: HFA
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