Sachsen-Anhalts Waldbesitzer beklagen eine drastische Zunahme von Holzdiebstählen. "Es verschwinden ganze Lkw-Fuhren voller Holz", erklärt Jürgen Hartung, Leiter des Betreuungsforstamtes Naumburg. Allein in seinem Bereich wurden im vergangenen Jahr etwa 500 Festmeter Holz gestohlen, das entspricht etwa 25 Lkw-Ladungen.

Für ganz Sachsen-Anhalt gibt Innenstaatssekretär Rüdiger Erben (SPD) den Schaden durch Holzdiebstahl im Jahr 2010 mit mindestens 135000 Euro an. Die Dunkelziffer liegt aber weitaus höher. Denn nicht alle Vorfälle würden gemeldet, weil viele Waldbesitzer nicht an eine Ergreifung der Täter glauben, so Erben. 70 bis 100 Anzeigen würden pro Jahr erstattet. Die Aufklärungsquote liegt bei 15 Prozent.

Im Landesforstbetrieb, der ein Drittel der insgesamt rund 500000 Hektar großen Waldfläche Sachsen-Anhalts bewirtschaftet, wurden im letzten Jahr 2500 illegal abgefahrene Festmeter registriert, sagt Leiter Bernd Dost und bestätigt: "Das ist keine Brennholzsammelei für den privaten Kamin zu Hause. Da werden wertvolle Stämme gestohlen, die für die Industrie bereit liegen." Das habe mittlerweile ein Ausmaß angenommen, da könne man nicht mehr tatenlos zusehen.

"Wir müssen diesen Trend jetzt brechen und in die Offensive gehen", sagt Betriebsleiter Dost. Dazu solle das Holz so markiert werden, dass man verfolgen könne, wohin es gebracht wird. Man arbeite dabei mit Wissenschaftlern zusammen.

Nach MZ-Informationen sollen die Stämme mit kleinen Chips versehen werden, die dann elektronisch geortet werden könnten. Unter anderem besteht der Verdacht, dass beim Holzdiebstahl auch Insider professionell am Werk sind, die über die entsprechende Großtechnik für die Verladung und den Abtransport ganzer Stämme verfügen. Sie wissen, wo die Stämme liegen, haben die Technik und kennen die Abnehmer der Branche. Deshalb führt das Landesforstamt Gespräche etwa mit den Dienstleistern, die das Holz zur Industrie bringen - denn der Landesforstbetrieb macht das nicht selbst. Auch mit den Industrieabnehmern ist man im Gespräch. Die Betriebe, die aus dem angelieferten Holz Möbel, Spanplatten oder Zellstoff machen, sollen Differenzen bei den Wareneingängen melden.

Der Bedarf der Industrie an Holz ist in den zurückliegenden Jahren ständig gestiegen. Auf dem Industriesektor haben sich deshalb die Preise seit 2003 verdoppelt. Ein Festmeter Buche kostete damals etwa 23 Euro und jetzt 40 bis 50 Euro. Aber auch in den Haushalten wächst der Bedarf an Holz, sagt Gerhard Metz, Obermeister der Schornsteinfegerinnung im Kammerbezirk Halle, der für das südliche Sachsen-Anhalt zuständig ist. Mit Holz zu heizen habe auf jeden Fall zugenommen. Besonders in der Übergangszeit seien diese Wärmespender gefragt, weil sie helfen, die Gas- und Ölkosten zu senken. "Wenn sie mit Holz feuern, heizen sie billiger, und wenn sie es klauen, ganz billig", ergänzt er.

Quelle: mz-web.de
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