Ein Jahr lang lebte Testfamilie Dorfstetter im ersten CO2-neutralen Active House Österreichs. Gesamtenergieverbrauch, Energieproduktion und Gebäudeautomation wurden dabei wissenschaftlich evaluiert.
Das Sunlighthouse hat im Praxistest die Erwartungen erfüllt. Foto: Velux/© Adam Mork
Das Sunlighthouse von Velux im niederösterreichischen Pressbaum wurde im Rahmen des Projektes „Model Home 2020“ errichtet und hat den Anspruch, bei minimalen Auswirkungen auf die Umwelt maximale Wohnqualität zu bieten und dabei mehr Energie zu produzieren, als es verbraucht. Der Entwurf von HEIN-TROY Architekten wurde von der Ausrichtung des Baus bis hin zur Positionierung der Fenster und dem Verhältnis von Innen- zu Außenräumen detailliert abgestimmt.
 
Neben dem Gesamtenergieverbrauch, der Energieproduktion und der Gebäudeautomation des Sunlighthouses nahmen die Experten der Donauuni Krems die architektonische Funktionalität, Raumluft und Tageslichtqualität genau unter die Lupe. Auch die subjektive Bewertungen der Bewohner, die von den Soziologen des IFZ Graz aufgezeichnet wurden, flossen in die Auswertung ein.
 
„Wir befürchteten, dass ein Fensteranteil von über 50 Prozent der Wohnnutzfläche nicht nur viel Tageslicht, sondern auch Hitze ins Haus bringt“, erinnert sich Ludwig Dorfstetter an die Bedenken beim Einzug. Die vielen Fenster waren zentrales Element der Planung: sie wurden gezielt positioniert, um die Belichtung in allen Bereichen des Sunlighthouse zu optimieren. Der hohe Tageslichtanteil wirkt positiv auf die Bewohner, die Raumtemperatur  lag durchschnittlich bei 24,4° Celsius im Sommer und 21,3° Celsius im Winter. Sehr gut war gleichzeitig die Luftqualität mit einem durchschnittlichen monatlichen CO2-Gehalt zwischen 437 und 797 ppm.
 
„In einer Hitzeperiode war es schon manchmal etwas zu warm“, sagt Yasmin Dorfstetter. „Vielleicht liegt es auch daran, dass wir die viele Technik noch nicht so beherrscht haben.“ Die Steuerung der Gebäudeautomation sei anfangs eine Herausforderung gewesen, nach der Eingewöhnungshase aber rasch klar geworden. Neben allen Vorteilen der Technik ist eine individuelle Steuerung für die Bewohner jedoch unverzichtbar, wie Dorfstetter betont: „Zum Wohlfühlen gehörte für uns auch allein der Gedanke, dass wir bei Bedarf selbst regeln können.“
 
Die komplexe und weitreichende Technik, die in der Testphase zwar wichtige Daten lieferte, wird für künftige Projekte nach dem Active House-Konzept aber kein „must-have“ sein. Sie sorgte nämlich auch beim Energiebedarf für Überraschungen: Er betrug 5,1 kWh/m²a und überschritt damit deutlich den Planwert von 2,5 kWh/m²a. Diesen Mehraufwand kompensierte die Energieproduktion aus erneuerbaren Energien wie Solarthermie und Photovoltaik: Obwohl das Haus auf einem schwierigen, schattigen Grundstück gebaut wurde, fiel diese um 20 Prozent höher als erwartet aus. Gleichzeitig reduzierte sich der Gesamtenergieverbrauch auch dank der ausgezeichneten Energiebilanz der Fenster.
 
In der Gesamtbewertung erfüllt das Sunlighthouse damit die Erwartungen. Fazit von Klima-Engineer Peter Holzer: „Learnings sind unter anderem die folgenden: Ganz wichtig ist die Architektur, die zum energetischen Erfolg maßgeblich beigetragen hat. Und: Haustechnik die nicht unbedingt gebraucht wird, sollte man eigentlich weglassen“. Die genauen Messdaten des Haus-Experiments werden von Velux nun veröffentlicht.
 
 
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