Bei einem Tauchgang im Kärtner Längsee entdeckte ein Hobbytaucher durch Zufall zwei historische Einbäume.
Ein Spezialeinsatz brachte die historischen „Schätze“ an die Oberfläche. Foto: Craig Dillon
Im unmittelbaren Uferbereich in nur sechs Meter Tiefe fand der Sportler die Reste eines hohlen Baumes, der über Jahrtausende in Seekreide im Seeboden gesteckt und unentdeckt geblieben war. Unweit der ersten Fundstelle stieß er auf weitere Reste eines Bootsrumpfes. Gemeinsam mit der Universität Wien, dem Landesmuseum, dem Bundesdenkmalamt, Einsatzkräften der Wasserrettung und den Österreichischen Bundesforsten als Eigentümer und Seebetreuer wurden die prähistorischen Fundstücke bei einem Spezialeinsatz geborgen.
 
Danach wurden die Einbäume nach Wien an das „Vienna Institute for Archaeological Science“ der Universität Wien überstellt, wo sie untersucht und sorgfältig restauriert werden. Zur Altersbestimmung wird die C14-Analyse herangezogen, mit der anhand des Zerfalls von Kohlenstoff 14 Pflanzen- und Holzreste genau datiert werden können. Proben des ersten Einbaumes wurden bereits ausgewertet. „Das Boot vom Längsee ist ein Relikt aus der Bronzezeit und wurde vor etwa 3.500 Jahren gebaut“, erklärt Otto Cichocki, Leiter des Bereichs Dendrochronologie an der Universität Wien. „Der Baumstamm wurde zwischen 1630 und 1460 vor Christus ausgehöhlt. Er ist rund vier Meter lang und 60 Zentimeter breit.“ 
 
Bestimmt werden konnte auch die Baumart. „Es handelt sich um eine Erle. Erlen bevorzugen feuchte Standorte an stehenden oder fließenden Gewässern“, erklärt Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl. Ihr Holz wird unter Wasser besonders hart und dauerhaft, früher wurde es häufig als Pfahlholz, aber auch für Wasserleitungen oder Brunnentröge verwendet. Die Proben des zweiten Einbaums sind noch nicht zur Gänze ausgewertet. Bereits jetzt lässt sich jedoch sagen, dass das zweite Boot aus Tannenholz gefertigt ist.
 
Der Bergung und Untersuchung folgt ein aufwändiger Konservierungsprozess, bei dem die Einbäume zunächst in Becken mit entmineralisiertem Wasser gelagert und entsäuert werden. Dann müssen die über die Jahrtausende instabil gewordenen Zellwände des Holzes verstärkt werden, da sonst beim Trocknen der Rumpf zerreißen und stark schrumpfen würde. Ist dieser Prozess erfolgreich beendet, kann mit der langsamen Trocknung begonnen werden, nach deren Abschluss der Bootsrest aus den Teilstücken rekonstruiert, museal präsentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.
 
 
 
 
 
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